Artischocken Knospen und Blüten

Jetzt, im März, stehen in der kühlen Waschküche mehrere Artischocken (Cynara scolymus) Setzlinge. Bereits Mitte Januar habe ich die kleinen Schönheiten in den Töpfchen ausgesät und sie sind ganz gut gewachsen. Bald geht es auch endgültig nach draußen.

Blüten ab dem zweiten Sommer

Bereits seit 5 Jahren ziehe ich immer wieder die verwandte Cardy (Cynara cardunculus) und Artischocken „Green Globe“ Pflanzen vor. Es hat allerdings gedauert, bis ich die ersten Pflanzen über den Winter gebracht habe. Artischocke und Cardy blühen oft erst im zweiten Jahr. Doch im ersten Winter sind sie empfindlicher, als mit drei oder vier Jahren. Jahrelang sind sie mir im Winter einfach erfroren und komplett abgestorben. Obwohl wir ein Weinbauklima haben.
Wie so oft war es der Zufall, bis ich die ersten Knospen und Blüten genießen konnte. Der Trick: Man nehme einen alten, ausreichend großen Versandkarton und stülpe ihn über die Artischocken Pflanze. Das war’s auch schon.

Ein Pappkarton hilft

Im Winter 2018/19 hatte ich einen Cardy im Blumenbeet stehen. Als sich ein tiefer Frost ankündigte, habe ich einfach einen Versandkarton – welcher auf der Terrasse auf seine Entsorgung wartete – darüber gestülpt. Fast 3 Monate war er auf der Pflanze und ich dachte schon, der Cardy geht ein. Nö – war alles super! Im Sommer 2019 hatte ich zum ersten Mal einen riesigen Cardy mit 10 Blüten. Die Höchste immerhin 2,50 m hoch. Auch 2020 gab es noch einmal ordentlich Blüten von diesem Cardy. Jetzt, nach drei Jahren, hat sie leider ihre Lebensspanne vollendet.

Das Geheimnis: Mit Frost kommen die Pflanzen klar. Die Verbindung von Kälte und Nässe zerstört hingegen den Kern – das Herz – der Pflanze. Hält man die Feuchtigkeit durch Regen bzw. Schnee vom Herz der Pflanze fern, übersteht die Artischocke und der Cardy auch bei uns den Winter im Freien. Wird es richtig frostig, stopfe ich noch Stroh unter den Pappkarton.

Ältere Artischocken benötigen bei uns keinen zusätzlichen Schutz, so lange die Temperaturen nicht unter -5° C fallen.

Was mit dem Cardy klappt, muss doch auch mit Artischocken gehen. Also wurde im Winter 2019/20 auch der einzigen Artischockenpflanze im Hausgarten einen Karton übergestülpt. Funzt! 5 Knospen hat die Artischocke im Sommer 2020 gebildet! Zwei davon habe ich (alleine) gegessen. Angemacht mit dem eigenen Apfelessig wurden sie mit viel Genuss verspeist. So lecker hatte ich sie gar nicht in Erinnerung. Ich brauchte noch nicht einmal die sonst oft dazu gereicht Hollandaise Sauce.

Artischockenknospen sind ein Hochgenuss

Klar, dass ich für mehr Knospen sorgen muss. Deshalb habe ich auch die drei weiteren Knospen aufblühen lassen. Sie waren sehr gut besucht. Manchmal gab es einen richtigen Stau auf der Blüte. Im Winter konnte ich aus nur einer einzigen Blüte 50 Samen sammeln

Die Mutterpflanze hat die -15° C vor einigen Woche auch überstanden und wird sicherlich noch einmal blühen. Eine ordentliche Portion eigener Gartenkompost rund um die Artischockenpflanze gibt ihr noch einmal die Kraft dazu. Für die nächste Knospengeneration in 2022 sind dann die heutigen Babies zuständig. Voraus gesetzt sie überstehen die Schneckenangriffe im Frühjahr, die Trockenheit im Sommer und eben den Frost im ersten Winter. Dann sind wir auf der sicheren Seite. 

Artischocke Januar 2023

Ja, die Artischocken Babies von 2021 haben sich wunderbar gemacht. So gut, dass sie bereits die nächste Generation Artischocken auf den Weg gebracht haben. Im Sommer 2022 habe ich keine Knospen geerntet. Sie waren durch die Trockenheit so strohig, dass ich maximal den Geschmack hätte ausnuckeln können. 🙂 Dadurch konnten sie alle blühen und Samen bilden.

Eigentlich wäre jetzt im Januar wieder Zeit für die Aussaat einer neuen Artischocken Generation. Es nicht nötig, die Artischocken haben sich fleißig selbst ausgesamt. Neben den Mutterpflanzen sind bereits etliche 10 cm große Babies gewachsen. Die haben sogar die Minustemperaturen im Dezember überstanden. Anscheinend sind diese Setzlinge stärker, als die im Haus vorgezogenen.

Tja, die Natur weiß es offensichtlich besser als der Mensch. Mir spart diese Form der Permakultur Zeit, Arbeit und Platz in der Anzuchtstation. Ich finde Permakultur klasse!

Ein Genuß

Bei all der Arbeit stellt sich natürlich die Frage: Wann ernten? Am besten, wenn die Knospe noch ganz kompakt ist und komplett grün (siehe Titelbild des Beitrags). Zeigen sich erste purpurner Verfärbungen ist es bereits zu spät. Der Knospengrund ist verholzt.

Die Artischocken Knospen werden von den äusseren Blätter befreit, dann wir die Knospenspitze abgeschnitten. Die gesäuberte Knospen kommen dann in heißes Wasser mit Salz und Essig! Essig ist wichtig, damit sich der Geschmack besser heraus bildet und die Farben nicht oxidieren. Normalerweise wird eine Hollondaise dazu gereicht. Mir reicht geklärte Butter.