Im Februar eröffne ich feierlich die neue Gartensaison. Diesen Akt zelebriere ich mit der Aussaat von Tomatillo und Paprika Samen. Ja, ausnahmsweise auch schon Paprika Samen, obwohl man diese doch frühestens Ende Februar anziehen sollte.
Tomatillo
Seit 2018 sind Tomatillo ein fester Bestandteil meiner Kultur im Balkongarten. Angefangen hat es mit der kleinen, purpurnen Variante „Deep Purple“ (Physalis ixocarpa). Die Anzucht dieser Tomatillo hat gut funktioniert. Leider werden die Blasenkirschen erst spät im Gartenjahr reif. Zu einem Zeitpunkt, an dem die Nachttemperaturen oft bereits unter 10° C liegen. Bei diesen Temperaturen stellen die Tomatillo das Wachstum ein. Unreife Früchte werden nicht mehr größer und bilden nicht ihren guten Geschmack aus. So kann ich zwar immer ein paar Hand voll ernten, aber nicht die große Menge.
Mein Plan für dieses Jahr: Einige der Pflanzen kommen im Spätsommer in das Gewächshaus. Für eine reiche Ernte. Doch soweit ist es noch nicht. Heute geht es erst einmal um die Aussaat und Anzucht.
Anzucht im Haus
Mit der Anzucht im Haus starte ich zumeist Mitte Mörz. Nur etwas früher, als mit der Anzucht der Tomaten. Die winzigen Samen sind stärker als sie aussehen. Frische Blasenkirschen Samen gehen zuverlässig auf. Es dauert nur seine Zeit. 4 Wochen und mehr kann es dauern, bis sich die zarten Spitzen zeigen. Tomatillo neigen gerade am Anfang dazu zu schießen, trotz zusätzlichem Pflanzenlicht. Sie bilden schnell lange, dürre Stängel. Deshalb befülle ich die Pflanztöpfe erst einmal nur zur Hälfte mit Aussaaterde. Sind die Pflänzchen hochgewachsen, wird die Erde bis zum Topfrand aufgefüllt. Ähnlich wie bei Tomaten treiben dann aus dem Haupttrieb seitlich Würzelchen aus. Was widerum das Wachstum der Pflanzen stärkt.
Vermiculit
Die winzigen Samen lege ich in rund 1 cm tiefe Löcher. Darüber ein Esslöffel Vermiculit. Das geblähte Tonmineral ist super leicht und kann sehr gut Feuchtigkeit speichern. Die zarten Setzlinge können sich fast mühelos durch die Vermiculit Schicht hindurch schieben. Aber Achtung: Vermiculit trocknet auch sehr schnell aus und kann dann die Setzlinge absterben lassen. Regelmäßig gießen und immer eine Haube darüber lassen. Einen großen Vorteil hat Vermiculit: Es hält die lästigen Trauermückle fern. Es hat also Vor- und Nachteile.
Ob das Tonmineral Vermiculit nachhaltig ist, konnte ich trotz Recherche nicht eindeutig heraus finden.
Tomatillo lieben die Wärme
Die Setzlinge bleiben oft bis Ende Mai im Haus. Es lohnt sich aber die Pflanzen in größere Pflanzbehälter zu setzen. Manche setze ich bereits im Haus in die endgültigen Rollcontainer. Dann haben sie ausreichend Platz um sich gut zu entwickeln. Im Juni muss ich sie einfach nur noch auf die Terrasse schieben. Tomatillo sind Mittelzehrer und bevorzugen Stickstoffarmen Dünger wie Wurmhumus bzw. Wurmtee. Mit dieser Düngung bin ich im letzten Sommer sehr gut gefahren.
Bei zu viel Stickstoff bilden die Pflanzen viel Blattwerk, aber wenig Blüten bzw. Früchte. Also sparsam düngen. Eine Tomatillo Pflanze kann überraschend groß werden. Einen 40 cm Pflanztopf füllt sie problemlos alleine aus. Für die gute Fruchtbildung hilft es, wenn man ab und an mit dem Pinsel selber Bestäuber*in spielt.
Jetzt auch in Gelb
Vor 4 Jahren kam eine gelbe Variante der Tomatillo auf meinen Anbauplan. Ihr Name ist die „Große Gelbe Süße“ (Physalis ixocarpa). Süß ist sie zwar nicht so sehr. Doch sie wächst zuverlässig und samt sich zum Teil sogar selber aus. Für eine frische Salsa mit Chili, Paprika und Knoblauch sehr zu empfehlen.
Augen auf beim Saatgutkauf
Seit 3 Jahren versuche ich die Tomatillo Sorte „Queen of Malinalco“ zu ziehen. Doch das ist mir erst in diesem Jahr gelungen. Die Jahre davor hatte ich nur altes Saatgut bekommen, welches nicht mehr keimfähig war. Solche Saatgut Raritäten werden gerne aus der Originalpackung entnommen und in kleinerer Stückzahl zu höherem Preis weiter verkauft. Dabei leidet die Qualität des Saatgut. Das aktuelle Saatgut der Queen of Malinalco kam aus UK. Ich hatte es noch kurz vor dem Inkraft treten der Zollregelungen im Rahmen von Brexit erhalten.
Darf ich vorstellen: Die Queen
Es hat sich gelohnt, denn Geschmacklich ist sie wirklich die Beste von allen Tomatillo Sorten. Zumindest von denen, welche ich bereits kosten konnte. Süß, fruchtig, um nicht zu sagen spritzig. Ein Leckerbissen. Nur braucht sie noch länger als die anderen Tomatillo Sorten um zu reifen. Die länglichen Früchte sind sehr groß und brauchen gefühlt ewig, bis sie die Hülle ausfüllen.
Und noch Eine
Eine weitere längliche Variante ist die Tomatillo „Chupon de Malinalco“. Sie wird etwas größer und auch die Pflanzen sind wüchsiger. Ihr Geschmack ist eher wie eine fruchtige Paprika – der Begriff „gemüsig“ ist schon mal auf Instagram gefallen. Nicht süß, aber sehr lecker auf einem Brot mit würzigem Streichkäse.
Auch mal ins Hochbeet
Die Setzlinge der Queen hatte ich im Juni in ein Hochbeet gepflanzt. Aufgrund der Hitze und Trockenheit sah es lange so aus, als ob sie keine Früchte bilden. Meine Freude war groß, als ich am 4. September die ersten Fruchthüllen entdeckt habe. Die Kelchblätter waren da noch klein, grün und ziemlich leer. Es dauert, bis die Frucht die Hülle sprengt.
Wie die Hexe bei Hänsel und Grethel bin ich jeden Tag an die Fruchthüllen geschlichen und habe sie leicht eingedrückt. Nur um festzustellen, dass sie immer noch nicht groß genug sind. Die erste Queen konnte ich erst Mitte Oktober ernten. Leider war der September viel zu kühl und verregnet. Es kam nichts mehr nach und die meisten Tomatillo waren durch die plötzliche Nässe aufgerissen.
Von der „Dicken Süße“ konnte ich hingegen ab Mitte August fleißg ernten. Es hat für einige Salsa Portionen gereicht. Lecker!