Besser gesagt: Anbau von Gemüse für ayurvedisch inspirierte Gerichte, ist das Thema dieses Beitrags.
Nach Ayurvedischen Prinzipien kochen und dabei nachhaltig wirtschaften? Das geht! Denn fast alle Gewürze und Gemüse aus der ayurvedischen Küche lassen sich auch bei uns ganz leicht ziehen. Im Hochbeet oder Balkon Gemüse Garten.

Es geht auch nachhaltig

Ayurveda ist für mich, vor Allem eine Art der Ernährung, welche meinem Körper – gefühlt – gut tut. Überwiegend vegetarisch, kommt sie meiner Vorliebe für Gemüse in der Küche sehr entgegen. Doch viele Rezepte enthalten Gewürze und Gemüsesorten aus dem Südostasiatischen/Indischen Raum. Nachvollziebar, da sich die Ayurvedische Küche dort entwickelt hat.
Leider wird dadurch diese Ernährungform für uns hier in Deutschland weniger nachhaltig, sogar Klimaschädlich. Zutaten wie Kokosnuss, Lotuswurzel und viele Gewürze haben lange Transportwege, bis sie bei uns in der Küche landen. Ob sie dann auch BIO sind? Fraglich.

Meine Idee: Wie übersetze ich die traditionellen Rezepte der Ayurvedischen Küche so, dass sie weiterhin ihre positiven Auswirkungen auf die Doshas haben. Dabei aber mit heimischen und saisonalen Gemüse und Kräuter gekocht werden können. Optimal, wenn die Zutaten auch noch aus dem eigenen Gemüseanbau stammen – soweit möglich.

Kurze Einführung

Doshas sind die drei Haupttypen Pitta, Kapha und Vata, in die jeder Mensch eingeordnet werden kann. So gut wie alle Menschen sind allerdings Mischformen aus diesen drei Dosha.
Was ich lange nicht wusste: Die unterschiedlichen Dosha (Typen) sollten nicht jedes Gemüse oder Kraut essen, bzw. nicht der gleichen Zubereitungsart folgen. Je nach Einordnung kann ein Gemüse zum Beispiel das innere Feuer bestärken oder abkühlen. Für den eher erdigen/kühl klassifizierter Kapha Typ ist Paprika erlaubt. Paprika und Pepperoni gelten als wärmend. Nichts für den freurigen Pitta, sie haben bereits ausreichend inneres Feuer. Pitta Typen sollten Chili meiden.

Dosha passt 🙂

Ich selbst bin laut einem Test mit einer Ayurveda Fachfrau ein Pitta-Kapha Typ, im Verhältnis 70:30. Der Pitta Typ hat so viel Hitze im Bauch, dass er als einziges Dosha kaltes Gemüse problemlos verträgt. Auf keinen Fall scharf essen, mit anregenden Kräuter sparsam sein und fettige Speisen meiden.
Die Beschreibung passt zu meiner Persönlichkeit, soviel soll gesagt sein. Wenn es euch interessiert und ihr noch nicht wisst, welcher Dosha Typ ihr seid: Es gibt viele, gute Tests dazu im Netz.

Tu, was dir gut tut

Noch eines vorab: Meine Meinung nach ist die Ayurvedische Küche keine Wissenschaft und schon gar keine Religion. Dafür sie kann ein Leitfaden sein, der einem dabei hilft, neue Impulse in die eigene Ernährung zu bringen. Auch zeigt einem der eigene Körper genau, was ihm gut tut oder eben nicht. Ich werde durch die Beschäftigung mit dieser Kochform aufmerksamer den Bedürfnissen meines Körpers gegegenüber. Nicht mehr und nicht weniger.

Also horcht in euch hinein und hört auf euren Bauch: Wenn du (ich) zum Beispiel Tomaten liebst, dann esse sie. Selbst wenn Tomaten nicht zu deinem Dosha Reportoire gehören.

Gemüsebeet für Pitta

In einem Gemüsebeet für Pita Typ in der Zone 7/8 sollten folgende Gemüse angebaut werden:

• Artischocken
• alle Hülsefrüchte
• Gurken
• alle Kohlsorten wie Brokkoli,  Rosenkohl, Palmkohl, Grünkohl
• Süßkartoffeln
• Endivien, Radicco, – Salate mit Bitterstoffen, welche  die Leber beim Entgiftungsprozessen unterstützt
• Pastinaken, Spargel, Sauerampfer

Folgende Gemüse Sorten sollten Pitta nur als Rohkost/Salat verwenden:

• Karotten
• Kürbis
• Fenchel
• Sellerie
• reife Tomaten

Obst: Melonen, Birne, Apfel, Trauben, Erdbeeren (alles mit kühlender Wirkung)
Gewürze für Pitta Typen sind: Kardamom, Kreuzkümmel, Fenchel, Koriander und Koriander Grün, Minze, Salbei und Ingwer in Maßen.

Pitta Getränke: Pfefferminztee, Lavendeltee, Salbeitee, HibiskusTee und grüner Tee und Kaffee (GottseiDank – ohne Kaffee kann ich nicht überleben)

Pitta Tee

Kurzer Schwank am Rande: In der Weihnachtszeit habe ich mir mehrmals einen Kräutertee aufgebrüht mit getrockneter Pfefferminz, getrocknetem Lavendel und frischem Salbei. Ich fand diesen Tee sehr lecker. Das zeigt mir mal wieder, wie wichtig es ist auf seinen Bauch und seinen Körper zu hören. Meiner liebt Lavendel, Pfefferminz und Salbei, jetzt weiß ich wieso.

Neutral für alle Dosha

Himbeeren, Johannisbeeren, Jostabeeren, Heidelbeeren – die Strauchbeeren sind neutral für alle Dosha, können als mit Genuß verzehrt werden. Ebenfalls neutral für alle Dosha sind Kartoffeln.

Weitere neutrale Lebensmittel sind Kokosprodukte, Mango, Rosenwasser und Ghee. Ghee ist geklärte Butter und kommt in fast jedem nordindischen Rezept zur Anwendung. Eine vegane Alternative ist Rapsöl. Das gibt es auch mit Buttergeschmack, allerdings enthält das synthetische Aromastoffe und Emulgatoren. Hier ist es die Abwägung des Geschmack, wozu man greift.

Neutrale Kräuter und Gewürze für alle Dosha sind: Estragon, Basilikum und Vanille.

Gemüse für Kapha

Das Kapha Dosha repräsentiert die Erde. Alles, was in der Erde wächst – Rüben, Wurzeln – ist gut für den Kapha Typ. Neben Karotten, auch Rettich, Rüben, Beete und Radieschen. Es darf gerne Würzig sein, Bitterstoffe helfen dabei die oft träge Verdauung bei Kapha in Schwung zu bringen.

 

• Rote Beete, Kohl, Karotte, Blumenkohl, Sellerie, Aubergine, Knoblauch, Salat, Pilze, Zwiebeln, Petersilie, Erbsen, Rettich, Spinat, Sprossen, Fenchel, Rosenkohl, Feldsalat, Rucolo.
• Für den Kapha-Typ empfehlen sich vor allem bittere, scharfe, sowie wärmende Kräuter: Chili, Eisenkraut, Kümmel, Zimt, Nelke, Kresse, Thymian, Fenchel, Mohn, Petersilie, Senfsamen, Muskatnuss (nur in Maßen), Engelwurz, Eukalyptus, Fichte, Galgant und Ingwer.

Radieschen-Rosen Suppe für Kappa

Vata und Kapha Typen sollten nur warme Speisen essen

Für den luftigen und nervösen Vata Dosha ist es noch wichtiger, nur warme und wärmende Speisen zu sich zu nehmen. Vata – das Luft Dosha – sollte Hülsenfrüchte nur in Maßen genießen. Sie bringen im wahrsten Sinne zu viel Luft in den Bauch. Dafür verträgt er mehr Fett und schwerere Gerichte. Gemüse mit Ghee (geklärtes Butterfett) und Paneer (Frischkäse, ähnlich Halloumi) stehen oft auf dem Speiseplan.

Gemüse für Vata

• Spargel, rote Beete, Karotte, Süßkartoffel, Rettich, Sellerie, Zucchini, Spinat (in geringen Mengen), Sprossen (in geringen Mengen), Tomaten (in geringen Mengen), Sellerie, Knoblauch, Kürbiskerne, Zwiebel (nur gedämpft).
  Das sind windbesänftigendes Gemüse, für Menschen mit zuviel Vata.
• Bei den Gewürzen sind jene, mit einer beruhigenden Wirkung oder auch einer Süße, optimal.
  Das sind Kreuzkümmel, Nelke, gekochter Knoblauch, Safran, Königskümmel (Ajowan, Carum copticum) Vanille, Hagebutte, Oregano, Lavendel, Zimt, Thymian, Kardamom, Petersilie, Wacholder, Ingwer, Süßholz, Muskat, Dill und Anis. Lorbeer, Zitronengras, Kampfer, Salbei und Zinnkraut.

Alle aufgeführte Kräuter lassen sich sehr gut selber ziehen. Die nicht winterharten – Kardamom, Zitronengras, aber auch Kurkuma – wachsen gut in in ausreichend großen Pflanztöpfe im Balkongarten und über den Winter im Wohnzimmer oder am Küchenfenster.

Als Ersatz für  Zimt kann man auch Congona (Peperomia inaequalifolia) auf der Fensterbank ziehen. Die Pflanze stammt ursprünglich aus Südamerika und ist auf den Kanaren stark verbreitet. Dort wird es oft anstelle von Zimt verwendet.

Vata sollte kein Kaffee trinken. Ein gutes Getränk, vor allem für Vata Dosha, ist eine Gewürzmilch. Die schmeckt auch gut mit Hafermilch.

Nur die Vanille muss zugekauft werden. Vanille selber zu ziehen geht nur in einem ganzjährig Zimmer Gewächshaus.