Shiso, Kalt- und Lichtkeimer

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In den Japanischen Kochbüchern meines Mannes ist mir das asiatische Gewürzkraut schon mal unter gekommen. Aber zumindest hier, im fast schon ländlichen Baden-Baden, ist es schier unmöglich Shiso frisch zu kaufen. Also gibt es nur eine Lösung: Selber anbauen, aus Samen gezogen. Der erste Versuch in 2018 hatte ich mit Samen aus England gestartet. Die purpurfarbenen Blättern auf der Verpackung haben mich wirklich angelacht. Leider wollte kein einziges Samenkorn aufgehen. 

Zu meiner Verteidigung, es stand ja alles auf Englisch hinten drauf. Aber der größte Fehler den man machen kann: Eben nicht die Informationen auf den Tütchen genau zu studieren und zu hinterfragen. So wäre mir nämlich aufgefallen, dass Shiso sowohl Lichtkeimer, als auch Kaltkeimer ist. Erklärt wird Kaltkeimer im Post „Kaltkeimer und Sonnenschein“.

Leider war 2019 kein purpurfarbener Shiso zu bekommen, also wurde es ein Grüner. Bereits im Februar habe ich einen Blumentopf mit Glasdeckel auf die Terasse gestellt. Darin Aussaaterde, auf der die Samen des Shiso nur aufgelegt waren. Leicht angedrückt und gut gewässert. Den Glasdeckel habe ich einfach mal aus der Topfschublade ausgeliehen. Nach der Kälteperiode kam der Topf in ein Zimmer mit rund 20° C direkt ans Fenster. Der Glasdeckel weiterhin auf dem Blumentopf. Denn die Aussaat darf auf keinen Fall austrocknen, was bei Lichtkeimer schnell passiert ohne Abdeckung.

Es hat noch einmal fast 6 Wochen gedauert, bis die ersten Pflänzchen zu sehen waren. Ein Teil der Setzlinge habe ich bereits Anfang April ausgepflanzt. Das war eindeutig zu früh, auch wenn sie in ein Pflanzcontainer mit Haube eingezogen sind. Shiso ist recht Wärme liebend. Der Shiso, welcher Ende Mai in den Balkon Gemüse Garten eingezogen ist, wuchs am Besten. Hier wird es richtig heiß im Sommer. Anscheinend genau das richtige für dieses würzige Grün, wobei die Abschattung durch das Sonnensegel auch honoriert wurde.

In der Küche habe ich die grünen Blättern am liebsten großzügig in eine Suppe gegeben. Natürlich gerade frisch gepflückt. In einer Miso oder Dashi Suppe, zusammen mit anderem Gemüse, kommt der an Pfefferminz anmutende Geschmack hervorragend. Ein wenig sollten die Blätter dabei erzitzt werden, aber nicht wirklich mitkochen. Man kann die Blätter auch in einen Salat geben, zusammen mit anderen Asiatischen Salate – eigentlich Senfkohlsorten. Ich habe die Blätter oft auch einfach so genascht. Für mich der Geschmack des Sommers 2019.

Im Oktober war ich dann richtig traurig, als all die Shiso Pflanzen verdorrt waren und nur noch die trockenen Samenstände im Wind raschelten. Klar, gleich mal einige Samen ernten, denn auf jeden Fall wird Shiso auch nächstes Jahr im Balkon Gemüse Garten einziehen. Theoretisch kann man Shiso in einem frostfreien Gewächshaus überwintern. Aber worauf soll ich mich dann freuen?