Von Feigen und Palmkohl

Direkt hinter dem Palettenrahmen Hochbeet für Gemüse – durchwuchert von Kürbisranken –  steht eine unserer Feigen. Dieser Feigenbaum habe ich als kleines, gerade einmal 40 cm hohes Bäumchen, im Frühjahr 2016 gepflanzt. Inzwischen liefert er fleißig Früchte.

Der Platz an dem er steht ist wohl gewählt. Direkt am Haus, in der linken, unteren Ecke. Das ist die Nördliche Ecke unseres langzogenen, nach Südosten ausgerichtetem Garten. Die Sonne scheint hier am längsten. Sowohl im Sommer, als auch im Winter. Zusätzlich ist sie windgeschützt und  auch im Winter der wärmste Ort im Hausgarten. Deshalb habe ich hier auch Kiwi und Kiwibeeren eingepflanzt.

Selbstbefruchtend

 

Die Feige ist die selbstfruchtende Sorte „Pfälzer Fruchtfeige“. Winterhart bis rund -10°C, wächst also auch gut in unserer Weinanbauregion. Wichtig: Diese Freige braucht zur Befruchtung und Fruchtbildung nicht die Feigenwespe. Feigen sind normalerweise auf die Befruchtung durch die Feigenwespe angewiesen, welche allerdings nördlich der Alpen (noch) nicht zu finden ist.

Wer Feigen ernten will, ohne die Befruchtung durch die Feigenwespen selber zu übernehmen: Augen auf.  Beim Kauf eines Feigenbaumes in Deutschland darauf achten, dass es eine selbst fruchtende Feigensorte ist.

Diese Feige ist genügsam

Im Frühjahr bekommt der Feigenbaum immer eine ordentliche Portion Kompost auf die Baumscheibe. Dazu noch eine gute Hand voll Hornspäne. Droht noch einmal Spätfrost, schmeiße ich schon mal einen Debbich (Badisch für Wolldecke) über Nacht darüber. Mehr mache ich eigentlich nicht für den Feigenbaum.

Trotzdem hat sich der Fruchtertrag von einer (1) Feige im zweiten Standjahr jetzt auf … muss noch zählen … auf jeden Fall viele Feigen gesteigert. Vor knapp zwei Wochen – Ende August – hatte ich noch Sorge, dass die Feigen nicht mehr reif werden. Es war zu heiß und vor allem zu trocken.

Tipp: Triebspitzen schneiden

Bilden sich zu viele der noch unreifen Früchte, kann es sich lohnen die Triebspitzen abzuschneiden. Das sind die noch nicht verholzten Enden der Zweige. Zusätzlich die kleinsten Feige am verbleibenden Zweig ausbrechen. So kann sich der Baum auf die vorhandenen Feigen konzentrieren und ausreifen lassen.

Achtung Triggerwarnung
schimmelige Feige
schimmelige Feige am Baum

Damit es euch nicht so geht wie mir im Sommer 2024. Dieser Sommer war extrem verregnet. Die kurzen Phasen an Sonnenschein haben nicht ausgereicht, um auch nur eine Feige groß werden zu lassen. Noch ekliger: Bei der nächsten Regenfront sind die Feigen allesamt am Baum verschimmelt. War eine fiese Aufgabe die pelzigen Dinger vom Feigenbaum zu pflücken. 

Verwendung

Nachdem sich endlich die große Hitze verabschiedet hat und mit einigen Wassergaben, gibt der Feigenbaum richtig Gas. Die sanft purpurne Färbung zeigt die erste Frucht ist reif. Bisher hatten wir nur genug Feigen für unsere geliebten Ziegenkäse Sandwiches mit Zwiebelmarmelade und Feigen. Rezept findet ihr hier: „Überbackener Ziegenkäse mit Zwiebelmarmelade“

Dieses Jahr reicht es zum ersten Mal auch für andere Produkte. Ich möchte auf jeden Fall auch ein paar Feigen trocknen für die Weihnachtsbäckerei. Bei den Gedanken an leckere Plätzchen mit Walnuss und Feige bekomme ich gleich Weihnachtliche Gefühle.

Giftig
Feigenblätter zum trocknen
Feigenblätter zum trocknen aufgehängt.

Immer wieder sieht man auf Social Media Rezepte bzw. Anleitungen, wie man aus Feigenblätter ein Ersatz für Vanille manchen kann. Ich habe es probiert und hierzu Feigenblätter getrocknet. Und ja, der Duft erinnt an Vanille. Doch ich verwende sie NICHT. Denn sie sind giftig, wenn auch nur mäßig. So beschrieben in der Liste der Giftzentrale Bonn. gizbonn.de/giftzentrale-bonn/pflanzen (10.08.2025).

Das Giftige ist der milchige Saft, welcher beim Schneiden der Zweige oder dem Ernten der Früchte austritt. Der findet sich natürlich auch in den Blättern. Die Aussage, dass die Blätter weniger giftig sind, wenn sie getrocknet sind, konnte ich nicht verifizieren. Ich riskiere nichts und nehme auch in Zukunft lieber Vanille her.

Gemüesevielfalt im Hochbeet
Links Kohlrabi, rechts der Palmkohl. Beide direkt ins Hochbeet gesät.

Unter den großen Blättern des Feigenbaumes wächst Gemüse im Hochbeet. Das wird inzwischen von den direkt ausgesäten Kohlpflanzen dominiert. Der Spargelsalat ist schon längst abgeerntet, die Bohnen und Kürbispflanzen ebenfalls.

Die eingepflanzten Gurken haben sich hier nicht wohl gefühlt und nur einen sehr schwachen Ertrag gebracht. Für sie war der Schatten durch die Feige nicht ausreichend. Nächstes Jahr muss ich einen schattigeren Platz für die Gurken finden. Als nächstes sind Stangensellerie und zuletzt Lauch eingezogen. Der Kohl ist derweil fleißig weiter gewachsen.

Es freut mich, dass fast alles so gut wächst in diesem Gemüsebeet. Für mich die wichtigste Erkenntnis in diesem Jahr: Kohl nicht mehr als Setzlinge vorziehen, sondern direkt im Beet aussäen. Wenn nötig, wird er vereinzelt. Der Kohl wächst so einfach viel besser – wenn für ausreichend Schneckenschutz gesorgt ist.

Ich war nicht die Erste

Noch eine kleine Anekdote am Rande. Vor zwei Jahren zeigte sich nur zwei Meter entfernt aus einer formals toten Wurzel auf einmal Feigenblätter. Totgesagte leben wohl länger. Es stellte sich heraus, dass der Vorbesitzer in der warmen Ecke ebenfalls einen Feigenbaum gepflanzt hatte.

Richtig überrascht war ich über die ersten Anzeichen einer Feige neben der Gartenhütte. Auf einmal wuchs hier ein Feigenbaum hoch. Dieser hatte lange keine Früchte, ist aber innerhalb zwei Jahren auf eine Größe von fast 3 Meter in 2022 hoch gewachsen. 2024 hat dieser Feigenbaum locker die 5 m Marke geknackt. Auch zeigten sich ganz viele Fruchtansätze. Leider hat sich der Feigenbaum selbst überschätzt.

Feigenbaum Down 2024

An einem warmen September Tag lag auf einmal die Hälfte des Feigenbaumes an der Gartenhütte auf dem Rasen. Er war unten, direkt oberhalb der Wurzel auseinander gebrochen. Ich hatte eh vor ihn zu stutzen – sein Schatten war einfach zu groß geworden. Doch mein Plan zu warten, bis die ganzen Feigen reif sind, ging nicht auf. Schade, denn dieser Baum liefert die leckersten Feigen von den drei Bäumen im Garten. Tja, man hat so seine Ideen, aber die Natur macht was sie will.