Kartoffeln vortreiben und pflanzen

Ein Dauerbrenner: Die dicke Knolle. Von der Kartoffeln können wir wirklich nicht genug haben. Umso mehr, wenn man sich die Vielfalt der schmackhaften Knolle vor Augen geführt hat. Jedes Jahr mache ich den Fehler mehr Pflanzkartoffeln zu besorgen, als ich in den Beeten unterbringen kann. Und trotzdem reicht die Ernte nie aus. Wir bräuchten unbedingt ein großes Kartoffelfeld :-).

Die beste Pflanzzeit für die ersten Kartoffeln ist rund 3 Wochen vor dem letzten Bodenfrost. Der liegt bei uns in der Oberrheinischen Tiefebene – welche zu der Vegetationszone 7b gezählt werden kann – spätestens am 15. April. Zumindest im Jahresmittel. Wie wir Gärtner leidvoll im Frühjahr 2017 erfahren mussten, kann die Abweichung recht groß sein. Der Zeitraum für den letzen Frost kann vom 1. April bis zum 21. Mai gehen. Aber da diese Ausreißer zum Glück nicht so oft vorkommen, halte ich mich hier bei unseren Gärten an Ende März als ersten Pflanztermin.

Um die Ernte der Kartoffeln vorzuziehen, wird die Kartoffel „angetrieben“. Jeder kennt ja Kartoffeln, die nach einigen Wochen Lagerung im Kartoffeleimer auf einmal starke Triebe zeigen. Diese Kartoffeln bilden im Beet schneller Knollen, da das Wachstum vorgezogen ist. Deshalb schieben jetzt bei rund 15° C  die Kartoffel fleißig Triebe in Eierkartons am Fenster. Eierkartons haben sich als sehr praktisch erwiesen, da die Kartoffeln darin aufrecht stehen und die Triebe nicht aus Versehen abgebrochen werden können.

Inzwischen haben wir ja schon einige Erfahrungen machen können mit den Kartoffeln. Und ja, sie sind Starkzehrer. Am besten wachsen sie in unseren Hochbeeten, welche immer voll sind mit Kompost und Rasenschnitt. Hier habe ich schon „Oschis“ aus der Erde geholt, welche locker 1,5 kg auf die Waage brachten. Aber da die Hochbeete bei uns immer überbelegt sind, muss die Kartoffelzucht ausweichen. Diese Gartensaison werde ich die Standardkartoffeln hinter dem Pfirsichbaum, in die umgegrabenen Rasenfläche legen. Hier hat sich in den letzten Jahren der Giersch breit gemacht. Giersch ist ein Indikator für hohe Stickstoff Werte im Boden. Stickstoff ist gut für den Anschub der Knollenbildung der Kartoffeln. Also wächst die Kartoffel dort wo Giersch wächst, auch sehr gut. Kalium und Magnesium sollte vorher noch zugeführt werden. Am besten mittels eines Gesteins- bzw. Urgesteinsmehl. Hier werde ich die Kartoffeln auch nicht tief in die Erde legen, sondern eine dicke Schicht Stroh über den Pflanzkartoffeln ausbreiten. 

Ein weiterer Anbauversuch war im Frühsommer der Erd-/Komposthaufen sein im Hausgarten. Dazu sammeln wir den Erdaushub von unseren Bauprojekten im Garten zusammen mit größerem Grünschnitt. Anfangs werden wir die Kartoffeln nur mit 5 cm Erde bedeckt. Oben auf legen kommt dann noch Stroh, wenn die ersten Triebe heraus schauen. Der Ertrag ist hier ganz gut, voraus gesetzt es gibt ausreichend Regen.

Englische Kartoffel im Eierkarton zum Vorziehen

Die Pflanzkartoffeln besorge ich auch schon mal aus dem Supermarkt oder auf dem Wochenmarkt. Von Kartoffeln, welche besonders gut schmecken, lege ich einen Teil zur Seite. Treiben die Knollen aus, können diese zur Anpflanzung verwendet werden (viele Kartoffeln aus dem Supermarkt sind leider behandelt mit einem Mittel, welche das Austreiben verhindert). So haben wir es mit einer Sorte aus Norfolk gemacht, die wirklich sensationell cremig ist. In unserem Urlaub haben wir jeden zweiten Tag die Kartoffeln gekocht und am Ende hatte ich fünf Knollen übrig. Die wurden in den Koffer gepackt und zu Hause in einen Kartoffel Pflanztopf gesetzt. Hier haben sich die Kartoffeln nochmals fleißig vermehrt, obwohl es bereits Mitte Juni war beim Setzen. Aber es empfiehlt sich eh mehrere Pflanzungen vorzunehmen bis Ende Juni. Dann kann bis in den Spätherbst geerntet werden.

Übrigens: Die Erfahrungen mit Kartoffeln im Pflanztopf, im Strohballen oder auch direkt im Sack sind eher unterdurchschnittlich. Sowohl dem hohen Nährstoffbedarf, wie auch der Volumenbedarf werden diese Anbauarten nicht so wirklich gerecht. Die Knollen bleiben recht klein. Es ist eine nette Alternative für den Balkon, wenn die Ernteerwartungen nicht zu hoch sind. Aber nichts für Vielverbraucher wie uns.