Mein Blog soll hier nicht zu einer weiteren „ErklärbärwebseitemitFeenstaub“ verkommen, deshalb heute mal wieder eine Überlegung. Oder einfach eine Erzählung, was mir so durch den Kopf geht in Sachen Garten.
Diese Woche habe ich im Dritten die erste Folge von „Garten und lecker“ gesehen. Ein sehr charmantes Format um einmal in andere Gärten zu spinxen. Ihr solltet wissen, dass ich letztes Frühjahr von der Produktionsfirma angefragt wurde, ob ich mit machen möchte. Empfohlen hatte mich @gartengemuesekiosk (danke nochmal für deine Empfehlung, ich fühle mich geehrt).
Nach einigem Zögern habe ich mich doch mal beworben, wurde aber nicht genommen, da ich aufgrund meines hohen Alters nicht in die Staffel passte. Ganz ehrlich, ich war und bin froh, dass sie mich nicht erwählt haben. Umso mehr, wenn ich sehe, was da für Gärten präsentiert werden. Da bin ich komplett raus. Der Prachtgarten aus der ersten Folge ist einfach gigantisch. Nicht meins, aber unerreichbar schön. So wird mein Garten nie aussehen, selbst wenn ich es wollte.
Hier der gepflegte Staudengarten mit einer Flut an Blüten. Dort der – ich drücke es mal Charmant aus – individuelle Garten, welcher verwildert, unordentlich und ungepflegt daher kommt. In meinem Garten stecken ganz viel Schweiß, Blut und zum Glück keine Tränen. Doch es fällt mir unglaublich schwer die Schönheit, welche ich in meinem Garten sehe, anderen zu vermitteln.
Erkennt ihr die Blätter von kleinen Lupinen? Ich behaupte jetzt ganz frech, dass können nicht sonderlich viele Menschen. Wie soll ich dann diesen Menschen erklären, dass hier ganz besondere Blumen sitzen, die einfach ihre Zeit brauchen, bis sie sich entfalten? Die Samen dieser wilden Lupinen Art hatte ich bei einem wunderschönen Spaziergang mit meiner Familie gesammelt. Oben im Schwarzwald, am Fuß der Sprungschanze am Hundseck. Wenn ich diese kleinen Blätter sehe, dann erinnere ich mich an diesen Spaziergang, an den tollen Tag, das strahlende Blau der Lupinen.
Fast jede Pflanze, Blume, Busch, Staude oder Baum hat eine eigene Geschichte für mich. Das zu vermitteln ist unmöglich, selbst wenn die Menschen sich die Zeit nehmen und nicht ein Bewertungsschema F anlegen würden. Mein Garten verliert immer gegenüber prachtvollen Staudengärten und ganz ehrlich, dass würde mich fertig machen. Denn abgesehen davon, dass man auch selbst dabei bewertet wird: Für mich ist mein Garten die ungeschlagene Nummer 1! Mit all seinen Stärken und Schwächen und das hat gefälligst Jeder zu sehen.
Spaß beiseite, meiner Meinung nach ist es schlicht unmöglich die unterschiedlichsten Gärten zu vergleichen und gegeneinander zu bewerten. Denn ich weiß, dass jeder, der bei so einem Gartenformat mit macht, seinen Garten liebt und mit Passion bearbeitet. Es ist bedauerlich, dass unsere Gesellschaft jegliche Art von Konkurrenzkampf zu einem Werkzeug des „Gleich Machens“ nutzt. Denn ja, es gewinnt immer das, was im traditionellen, klassischem, ordentlichen Sinne „Schön“ ist, einem für mich veraltetem Schema bzw. Schönheitsideal. Und wer will schon immer automatisch verlieren? Ich nicht.
Um doch zu gewinnen gibt es nur die Möglichkeit, sich anzupassen. Mit zu schwimmen im gleichmachenden Strom, die „Ideale“ zu adaptieren und auf gar keinen Fall zu interpretieren. Von definieren will ich nicht reden, denn damit würde nur mein Schema anderen aufgedrückt werden.
Es ist schon schwer genug sich selbst und seiner Art zu Gärtnern treu zu bleiben, wenn man doch gefallen will. Also will ich mir das antun und meinen Garten und mich so zur Schau zu stellen – auf dem Präsentierteller – mit dem jetzt schon eindeutigem Ergebnis? Nein, besser nicht.
Ich pflege lieber weiterhin mein Images des alternden „Infant terrible“ und gehe mal in meinen Garten. Euch einen schönen Tag in eurem Garten und seit gewiss, es ist der schönste Garten.
PS: Natürlich liebe ich die Serie und werde sie auch weiterhin mit Freude anschauen. Vielleicht würde ich auch mitmachen, wenn sie meinen Garten nicht mehr bewerten ;-).