Fenchel selber ziehen

November ist bei uns die Zeit für die Ernte des Knollenfenchel aus der Herbstaussaat. Die Wochen zuvor habe ich immer wieder etwas von dem Fenchelgrün der Pflanzen abgezupft, um einen bunten Herbstsalat noch besser zu machen. Jetzt, da sich auch bei uns der Frost ankündigt, hole ich nach und nach die Knollen aus dem Beet.

Fenchel ist in meiner Küche ein fast genauso wichtiges Kraut, wie Stangensellerie. Wir verwenden wirklich alle Pflanzenteile: Das Grün, die Blüten und auch die Samen. Da stört es mich nicht, dass Fenchel leider allzuoft zum Schießen neigt. Vor Allem dann, wenn man mal wieder die falsche Sorte zur falschen Zeit ausgesät hat. 

Darauf Achten

Die traditionellen Fenchelsorten sind nur für die sogenannte Herbstaussaat geeignet. Werden die Samen des Knollenfenchel „Doux de Florence“ im Frühjahr gesät, bildet er keine Knollen. Fenchel ist in seinem Ursprungsland Italien ein Wintergemüse, welches auf zu hohen Temperaturen mit „Schießen“ reagiert. Es gibt Sorten, welche auch im Frühjahr gezogen werden können. Doch die richtig dicken Knollen gibt es nur bei der Herbstaussaat. Diese Fenchelsorten können erst ab Ende Juni direkt gesät werden. Dann aber auf ausreichend Bewässerung der Aussaat und Jungpflanzen achten. 

für Frühjahrsaussaat geeignet

Die modernere Sorte „Géant Mommouth Perfection“ bildet auch bei der Frühjahrsaussaat – wenn auch etwas kleinere – Knollen. Bei der Frühjahrsaussaat fahre ich zweigleisig. Einen Teil der Samen kommt direkt in ein Frühbeet – ein Hochbeet mit einer Haube. Hier wächst der Fenchel etwas langsamer, dafür stärker. Dabei achte ich darauf, dass es nicht das sonnigste Beet/Frühbeet ist. Der Fenchel mag es lieber etwas kühler und kann auch einen Teil des Tages im Halbschatten stehen. Die anderen Fenchel Samen ziehe ich in einem kühlen Raum im Haus vor. Wenn keine Fröste mehr drohen, steht die Anzuchtbox mit Haube auch mal auf der Terrasse vor der Küche. Wie gesagt, der Fenchel mag es kühler.

Obwohl der Doux de Flocrence Fenchel nur für die Herbstaussaat geeignet ist, säe ich trotzdem ein paar Samen bereits im April. Denn ich möchte unbedingt auch wieder ein paar Fenchelblüten im Sommer genießen. Die kleinen, gelben Blüten der Doldenblütler sind nicht umsonst auf den Pariser Märkten eine Delikatesse. Ihr mildes Fenchel Aroma veredeln feine Kartoffelgerichte oder nicht minder feine Speisen mit Gemüse. Den besonderen Geschmack auf Streichholzkartoffeln werde ich nie vergessen. 

Bronzefenchel

Eine wahre Zierde und dazu noch schmackhaft ist ein ganz anderer Fenchel: Der Bronzefenchel (Foeniculum vulgaris). Er ist ein mehrjährige Doldenblüter, welcher bis zu 4 Jahre alt werden kann. Wobei er die Höhe von rund 1,50 bis maximal 2 m erst im dritten Standjahr erreicht.

Bronzefenchel im Beet
Bronzefenchel im Beet.

Den Bronzefenchel versuchte ich Jahrelang vergeblich in meinem wilden Gemüsegarten zu etablieren. Doch weder die Auspflanzung von gekauften Jungpflanzen, noch die direkte Aussaat von Bronzefenchel Samen ins Gemüsebeet hatten Anfangs funktioniert. Bei den Junfpflanzen war es der Pflanzschock, welcher sie hat eingehen lassen. Bei dem ausgesäeten Bronzefenchel Samen waren mal wieder die Nacktschnecken der limitierende Faktor.

Das dauert

Erfolgreich war dann eine Aussaat in geschützt stehenden Töpfchen. Geschützt durch einen Schneckenzaun habe ich sie am späteren Auspflanzort stehen lassen. Dort konnten sich die Pflänzchen gleich an die Umweltbedingungen gewöhnen. Die eigentliche Auspflanzung war dann erst Ende August, relativ spät. Doch im ersten Jahr wächst der Bronzefenchel nur sehr langsam und wird auch nicht sonderlich groß. Nach der Auspflanzung im Sommer blieb der Schneckenzaun weiterhin stehen. Denn auch größere Jungpflanzen werden leicht von den Schnecken nieder gemezelt. Bei der Wahl des Standortes unbedingt beachten, dass der Bronzefenchel noch mindestens drei weitere Jahre an dieser Stelle bleibt. Wenn er sich selber vermehrt auch deutlich länger. Umpflanzen kann man ihn im „Erwachsenen“ Stadium leider nicht mehr.

Es dauerte noch zwei weitere Jahre und meinen bewährten Winterschutz (Pappkarton drüber), bis die Pflanzen zwei Meter hoch wurden. Doch jetzt sind sie gekommen um zu bleiben. Dabei erneuern sich die Pflanzen durch Aussamung immer wieder ganz alleine. Nach dem dritten Sommer gehen die Mutterpflanzen ein, während sich zur ihren Füßen bereits neue Bronzefenchel Pflanzen auf den Weg machen. Stichwort Permakultur. 

Alles Schmackhaft

Wie bereits erwähnt, verwende ich von allen Fenchel Pflanzen wirklich jeden Teil. Bereits im Frühsommer zupfe ich mir immer wieder etwas Grün von den jungen Pflanzen. Damit würze ich dann einen frischen Kräutersalat. Später im Gartenjahr schießen die nicht geernteten Pflanzen und gehen in die Blüte. Die schmackhaften Blüten sind ein feines Würzmittel. Doch nicht alle Dolden abernten! Nicht nur wegen den Samen. Die Doldenblütler sind auch wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlingsarten, welche auf diese Pflanzenfamilie spezialisiert sind. Mit etwas Glück finden sich die Raupen des Schwalbenschwanzes ein.

Eine Delikatesse
Ali Güngörmüs Kochs anders 01
Pommes Allumettes von Ali

Strohkartoffeln oder Kartoffelstroh (französisch pommes pailles) bzw. Streichholzkartoffeln (pommes allumettes) bzw. Strohkartoffeln oder Kartoffelstroh (französisch pommes pailles) sind eine Beilage der klassischen französischen Küche aus feingeschnittenen, in Fett ausgebackenen Kartoffeln. Auf die frisch frittierten Pommes Allumettes werden mit Salz und etwas Zitronensaft verschmischten Fenchelblüten gestreut. Mindestens genauso wichtig wie Grün und Blüten ist die Verwendung der Samen in der Küche.

Bekannt ist natürlich die Verwendung der Samen für einen Kräutertee. Wenn der Bauch im Ungleichgewicht ist, hilft ein Fenchel-Kümmel Tee. In der Chinesischen, aber vor allem in der Indischen Küche kommen die Samen sehr oft zum Einsatz. Er ist zum Beispiel ein fester Bestandteil in der „Five Spice“-Gewürzmischung. Zusammen mit Sternanis, Szechuanpfeffer, Nelken, Zimt und oft auch Selleriesamen, gibt er jedem asiatischen Gericht den bekannten Geschmack. Tipp: Ok, mit den Selleriesamen sind es 6 Gewürze, doch die geben noch den besonderen Kick. Wenn ihr euer eigenes „Five Spice“ ansetzten wollt. 

Für die verschiedensten indischen Curry werden zumeist die ganzen Samen vorab im heißen Topf ohne Fett angeröstet. Erst dann kommen nach und nach alle anderen Zutaten mit in den Topf. Alternativ kann er auch frisch gemörsert verwendet werden. Indische Rezepte mit Zutaten aus dem eigenen Garten findet ihr im Blogbeitrag „Indisches Menue.

Super zart

Es überrascht mich immer wieder, wie zart auch die äußeren Knollenelemente sind. Bei gekauften Fenchelknollen sind die oft faserig und hart. Doch unser Fenchel ist einfach nur lecker. Viel zu Schade, um gekocht oder gebraten zu werden. Am liebsten esse ich den Fenchel roh. Fein geschnitten, mit Limettensaft, Salz und einem richtig guten, kalt gepresstem Olivenöl. Einfach nur himmlisch.

Herbstaussaat

Eigentlich können die Fenchel Samen für die Herbstaussaat immer direkt gesät werden. Doch dieses Jahr habe ich erst Anfang Juli die Setzlinge in einer Saatschale vorgezogen. Wichtig mit Haube, damit die Aussaat und die kleinen Pflänzchen nicht austrocknen. Sobald sie groß genug waren, sind sie mit einem eigenen Schneckenkragen ins Beet gewandert. Ohne Schneckenschutz überlebt Fenchel nicht eine Nacht im Beet. 

Düngen und wässern

Den gepflanzen Fenchel fleißig Düngen und vor allem Gießen, bis die heiße Periode im September endlich zu Ende geht. Danach ging es wie von Selbst. Für die Düngung verwende ich ausschließlich organischer Flüssigdünger. Zumeist ein Ansatz mit meinem eigenen Wurmtee aus der Wurmkiste. Zwei der Fenchel Pflanzen sind zwar doch geschossen, aber die waren dann auch die bevorzugten Lieferanten für das Fenchelgrün. Doch, es macht Laune, dieses Aromatische Grün zu verzehren. 

Fenchel ziehen

Fenchel aus Saatgut selber anbauen
Autor: Ursula Schörverth

Equipment

  • Fenchel Samen
  • Anzuchtbox mit Haube
  • Anzuchterde
  • Schneckenkragen

Anleitungen

  • Aussaat der späten Fenchel Sorten NICHT vor Ende Juni. Auf die Beschreibung achten!
  • Aussaat in eine Anzuchtbox mit Haube. Fenchel ist ein Lichtkeimer. Die Samen auf die Anzuchterde streuen und nur leicht andrücken. Aussaat unbedingt feucht halten. Die Anzuchtbox im Freien stehen lassen. So können sich die Pflanzen bereits an die Sonneneinstrahlung gewöhnen.
  • Nach rund 3 Wochen zeigt sich das erste Grün, Haben die Setzlinge ein gut entwickeltes Blattpaar, können sie ins Beet umziehen. Nicht zu tief setzen, damit sich eine Knolle bilden kann. Gut vor Schneckenfraß schützen, düngen und regelmäßig Wässern.
  • Bei zuviel Sonne und Hitze, abschatten.
  • Ab September kann Fenchelgrün abgeschnitten werden, die Knolle selber kurz vor dem ersten Frost ernten.
Resümee

Der Fenchel im Balkongarten ist leider nicht so gut gewachsen. Hier muss ich noch viel stärker darauf achten, dass der Fenchel genügend Feuchtigkeit bekommt. Ein Südbalkon ist nicht immer von Vorteil, für schossanfällige Gemüsesorten wie der Fenchel ist die Sonneneinstrahlung einfach zu heftig. Da muss ich mir noch etwas einfallen lassen. Immerhin konnte ich etwas Fenchelgrün zupfen.
Jetzt esse ich erst einmal den Fenchel-Tomaten Salat mit einem Rosmarin Öl. Hierfür verwendet habe ich die wohl vorletzten Tomate aus dem eigenen Garten. Und das im kühlen November. Wahrlich ein Genuss!

Schnelles Mittagessen

Fenchel Samen als Geschmacksgeber im schnellen Gemüsegericht.
Gericht Asia Fusion#, Kohl, Mittagessen, Tomaten
Land & Region Deutsch
Portionen 1

Equipment

  • 1 Kochtopf, mittlere

Zutaten
  

  • 1 Hand Blattkohl Blätter
  • 3 Tomaten
  • 2 Zehen Knoblauch
  • 1 Dolde Fenchelsamen oder
  • 1/2 Tl Fenchelsamen getrocknet
  • Öl zum Anbraten
  • Salz
  • Curryleaf
  • 200 g Nudeln wie Udon

Anleitungen
 

  • Knoblauch schälen und schneiden.
    Blattstiele der Kohlblätter abstreifen, die Kohlblätter in feine Scheiben schneiden.
    Tomaten in Stücke schneiden.
  • Knoblauch und Fenchel in Öl kurz anbraten, Dann Kohl und Tomaten zugeben. Würzen mit Salz und kurz kochen lassen.
  • Gekochte Nudeln zugeben und nochmal ziehen lassen, mit Salz abschmecken. Zum Schluß die Curryblätter unterheben. Fertig!
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