In Teil 1 habe ich skizziert, welche Gemüsesorten in Süddeutschland vorgezogen werden sollten. In Teil 2 stelle ich die verschiedenen Methoden der Vorkultur oder Anzucht im Haus vor. Eines vorweg: Jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile. Ich habe für mich einen Weg gefunden, mit dem ich gut fahre. Aber Jeder muss selbst austesten, was ihm liegt.
Die Anzucht Methoden
- Vorkultur im Anzuchtkasten
- Vorkultur in gepressten Erdballen
- Vorkultur in selbst gedrehten Papiertöpfchen
- Vorkultur in kompostierbaren Pflanztöpfen
- Vorkultur in größeren Töpfen aus Plastik oder Ton
- Klopapierrollen
Anzuchtkasten
Im Anzuchtkasten mit Haube ziehe ich vor allem Tomaten, Paprika, Chili und Salate vor. All diese Pflanzen lassen sich gut Pikieren. Das heißt, sie können Verpflanzt werden, ohne dass sie ihr Wurzelwachstum einstellen. Das spart gerade am Anfang viel Platz und durch die Haube ist die Aussaat vorm Austrocknen geschützt. Es passen auch viel mehr Samen in einen Anzuchtkasten, als Erdballen oder Anzuchttöpfchen.
Übrigens, auch Sellerie – ein Lichtkeimer – kann Pikiert werden. Aber er mag es kühler und braucht gefühlt ewig, bis er keimt. Also besser nicht mit den wärmeliebenden Schnellstartern in einen Anzuchtkasten.
Erdballen Presse
Die Erdballen, welche mit der Presse gemacht werden, eignen sich sehr gut für alle Kohlsorten. Aber auch Zwiebeln, Karotten oder Beete, wenn man diese vorziehen möchte. Eigentlich sind gerade Karotten überhaupt keine Kandidaten für die Vorkultur. Sie reagieren auf das „normale“ Umpflanzen zumeist mit einem Wachstumsstop.
Setzt man aber die Erdballen mit vorgezogenen Karotten vorsichtig und unbeschädigt ins Beet, wachsen die Karotten zumeist weiter. Für die Ochsenherzkarotten, die sehr lange brauchen um auszureifen, durchaus eine Überlegung wert. Auch die großen Gemüsezwiebeln müssen schon im Januar in die Erde um im September erntereif zu sein. Da ist es aber in unseren Breitengraden – der Wachstumszone 7a – noch viiiiel zu kalt für die empfindlichen Seelchen.
Also noch eine Runde Samen in die Erdballen. Der Große Vorteil der Erdballen Presse ist auf jeden Fall die Müllvermeidung. Auch bei gekauften Setzlinge achte ich immer darauf Setzlinge zu erhalten, welche nur im Erdballen sitzen. Nicht zuletzt spart man sich das Pikieren, ein recht zeitaufwendiger Arbeitsschritt.
Pflanztöpfe
Die dritte, große Runde Vorziehen geschieht direkt in Töpfen der verschiedensten Formen und Materialien. Die Roottrainer sind hohe enge Behälter, die zur Auspflanzung einfach aufgeklappt werden können. Von Vorteil bei empfindlichen Tiefwurzlern, wie Mais oder Puffbohnen.
Mit Kompostierbare Töpfchen habe ich keine guten Erfahrungen gemacht. Das Problem: Das gepresste Material ist so kompakt, dass es nicht schnell genug verrottet. Die feinen „schwachen“ Wurzeln von Melonen, Gurken und Kürbis können die Topfwände nicht schnell genug durchdringen. Das große Problem: Die ganzen Kürbis Gewächse stellen ihr komplettes Wachstum ein, wenn sich die Wurzeln nicht ausreichend genug ausbreiten können. Dieser Effekt ist leider unumkehrbar.
Obwohl die Kürbis Gewächse auch sehr empfindlich auf Wurzelverletzungen beim Pflanzen reagieren, säe ich diese in normale Pflanztöpfe aus. Es kommen einfach drei Samen in einen ausreichend großen Topf. Später werden die Pflänzchen einfach mit dem Topf eingepflanzt. Man belässt dabei nur den stärksten Setzling im Topf. Die beiden Schwächeren – sollten sie denn aufgehen – werden entfernt.
Töpfe aus Papier und Klopapier
Die selbst gedrehten Papiertöpfchen oder auch Klopapier Rollen setzte ich ebenfalls mit ins Beet. Diese verwende ich für die Vorkultur von Bohnen, Puffbohnen und Markerbsen. Eigentlich ist hier keine Vorkultur aus klimatischen Gründen nötig, denn sie wachsen auch sehr gut im Beet an.
Leider sind die Nacktschnecken übermächtig in unseren Beeten und das bereits im Februar. Die kleinen Leckerbissen – Setzlinge von Erbsen, Bohnen und Puffbohnen – überstehen zumeist nicht die ersten Tage draußen im Gemüsebeet. Also doch nicht gleich ins Beet, sondern einen kleinen Vorsprung auf der Terrasse. Für die Anzucht im Haus ist es Erbsen und Puffbohnen zu warm.
Plastik versus Ton
Noch ein Wort zu meinen Plastiktöpfchen: Klar, Tontöpfe sehen besser aus auf Fotos. Zeigt man doch, dass man/frau sich der Nachhaltigkeit verpflichtet fühlt. Nur mache ich keine schön gefärbten Fotos. Ich zeige meine Realität.
Die sieht so aus, dass in all diesen Plastiktöpfchen einmal gekaufte Pflanzen saßen. Ich kaufe keine neuen Tontöpfe für die Anzucht – welche übrigens auch einen sehr hohen CO2 Abdruck haben. weil sie oft aus China kommen. Ich recycle Plastiktöpfe. Das so lange, bis die Risse einfach zu groß werden und ich die Töpfe doch entsorgen muss.
Ich begrüße sehr die Entwicklung, dass es für den Handel inzwischen vermehrt kompostierbare Pflanztöpfe gibt. Das tut wirklich Not. Aber bis alle Töpfe kompostierbar sind ver,wende weiterhin meine alten Pflanztöpfe.
Jetzt geht es erst einmal weiter mit dem Vorkultivieren. Bei mir stehen jetzt Mitte Februar als Nächstes Auberginen und Kohl an.