Eine echte Wildblumenwiese in unserem Hausgarten: Ein Projekt, an dem ich schon länger rumlaboriere. Obwohl ich es bereits seit Jahren versuche, bisher nicht so wirklich erfolgreich. Woran es lag bzw. liegt? Zur Info: Dieser Beitrag wird im Laufe des Sommers ’25 immer wieder aktualisiert über den Fortgang des Projektes.
Vorbereitungen nötig
Nun, einfach nur ein paar Samen auf den Boden schmeißen ist es eben nicht. Es sind einige Schritte nötig für eine echte Wildblumenwiese. Zuallererst braucht es das passende Saatgut für Wildblumen. Beim richtigen Saatgut gibt es große, regionale Unterschiede. Mehr Infos, wie ihr das passende Saatgut für euren Garten bekommt, findet ihr weiter unten.
Eine vielfältige Wildblumenwiese wächst nur auf einem agemagerten Boden. Was vorher gepflegter Rasen war, muss erst jahrelang abgemagert werden. Das Abmagern entzieht dem Boden überflüssige Nährstoffe. Das heißt den Rasenschnitt nicht liegen lassen, sondern immer entfernen. Die Rasenfläche darf nicht mehr gedüngt werden. Wie gesagt: Das Abmagern einer zuvor stark gedüngten Rasenfläche kann Jahre dauern.
Warum abmagern? Nur auf einer abgemagerten Fläche kann Vielfalt entstehen. Pflanzen der gleichen Art – welche damit die genau gleichen Nährstoffe benötigen – müssen ausreichend Abstand voneinander halten. Dazwischen haben dann auch langsam wachsende Pflanzen und Kräutern eine Chance groß zu werden. Eine kurze Schritt für Schritt Anleitung findet ihr unten am Ende des Artikels.
Boden abmagert
Dort, wo ich unsere Wildblumenwiese etablieren wollte, wurde von mir noch nie gedüngt. Abgemagert dürfte die Fläche also sein. Doch ist die Grasnarbe leider inzwischen auch extrem verfilzt – kann man vergrast sagen? Mein Fehler vor der ersten Aussaat: Ich habe die Grasnarbe nicht großzügig genug entfernt. Es waren einfach noch zu viele Grassamen unterwegs und die Wildblumensamen konnten nicht durchdringen.
Der nächste große Fehler: Ich habe die Wildblumenwiese ausgerechnet in dem trockensten Frühjahr und Sommer der letzen Jahre angelegt. Klar, auf das Wetter habe ich keinen Einfluss. Aber wenn ich bereits im Herbst die Aussaat vorgenommen hätte, wäre es vielleicht etwas besser gelaufen.
Herbstaussaat
Die Wahrscheinlichkeit auf ein ausreichend feuchtes Herbstwetter ist größer, als die auf einen feuchten Frühling. Hinzu kommt, dass das Wildblumen Saatgut auch Kaltkeimer enthält. Die brauchen den Kältereiz der Wintermonate, damit sie auch aufgehen. Deshalb sollte eine Wildblumenwiese immer im Spätherbst bei frostfreiem Wetter angesät werden.
Erbarmungslose Trockenheit
Doch bei meinem ersten Versuch habe ich ausgerechnet das Frühjahr 2021 ausgewählt. Dieses Frühjahr war wirklich ungewöhnlich trocken. Selbst die gekauften Willdblumen Pflanzen sind in diesem Dürre Jahr nicht angewachsen. Auch eine regelmäßige Bewässerung mit dem Gartenschlauch hat nichts genutzt. Sie sind (in Teilen scheinbar) eingegangen. Die Dürre war zu massiv, der Boden viel zu trocken. Dabei hatte ich so große Hoffnungen in die tollen Stauden gesetzt. Aber der Klimawandel kennt kein Erbarmen.
Trotzdem eine Liste der damals gepflanzten Stauden:
- Spornblumen (Centranthus ruber)
- “Coccineus” Kartäusernelke (Dianthus carthusianorum)
- Lila Witwenblume (Knautia macedonica)
- Rutenweiderich (Lythrum virgatum)
- “White Swirl” Blauflieder (Salvia atropatana)
- Krätzkraut “Blauhügel” (Salvia nemorosa)
- “Blauhügel” Krätzkraut (Scabiosa ochroleuca)
- gelbes Ochsenauge (Buphthaimum salicifolium)
Immerhin das Krätzkraut hat überlebt und zeigt sich nun jedes Jahr aufs Neue. So, wie im Sommer 2024, siehe oben rechts.
Grasfilz entfernen
Für einen Neustart in Sachen Wildblumenwiese muss nun der Boden aufbereitet werden. Damit meine ich die Entfernung des Grasfilz. Das dichte Wurzelgeflecht der “Unkräuter” verhindert jedes Wachstum. Zuerst schneide ich das Gras zurück. Mit einem Rasenmäher komme ich da nicht mehr durch. Ehrlich gesagt, will ich das auch nicht. Durch den Rasenmäher werden viele Insekten und Kleintiere vernichtet. Die beste Methode zu mähen wäre hier mit der Sichel. Nur kann ich nicht mit einer Sichel umgehen. An dieser hohen Kunst ist selbst mein Vater gescheitert.
Deshalb habe ich mir eine japanische Grassichel besorgt. Klar, wird wieder eine Wahnsinnarbeit die gesamte Fläche mit der Handsichel abzumähen. Doch wenn ich dabei wieder meine geliebten Blindschleichen in Sicherheit tragen kann, dann tut der Rücken gleich nicht mehr so weh. Was macht man nicht alles für die Natur.
Grasnarbe abtragen, Boden lockern
Im nächsten Schritt wird die Grasnarbe abgetragen. Eine alte Hacke mit einem breiten Blatt und vor allem die Broadfork helfen mir, die extrem verfilzte Grasnarbe zu entfernen. Da das eine echte Schufterei ist, werde ich in diesem Jahr nur einen Teil der zukünftigen Wildblumenwiese komplett umgraben. Die Grasnarben Brocken werden nicht entsorgt. Sie kommen auf einen wilden Kompost unter dem alten Kirschbaum. Vermengt mit Laub aus dem letzten Herbst, gehäckseltem Holz und dem ersten Grasschnitt wird daraus hoffentlich eine gute Erde.
Danach lockere ich den Boden wieder mit der Broadfoark auf. Bei schweren Böden lohnt es sich Sand einzuarbeiten. Bei meinem Bode ist das nicht nötig. Der Vorteil bei der “Broadfork” Grabgabel: Der Boden wird belüftet, die Erdschichten werden aber nicht durchmischt. Bodelebewesen bleiben weitestgehend verschont. Bestellen könnt ihr die große Broadfork bei Terradix-Broadfork-5×300 oder die Terradix Broadfork 4×250 (Affiliant Link Werbung)
Regionales Wildblumensaatgut
Vor der Aussaat steht noch die Beschaffung des richtigen Saatgutes. Wenn möglich, sollte regionales Saatgut verwendet werden. Beziehungsweise Kräuter und Wildblumen, welche in der Region heimisch sind. Sie haben den Vorteil, das die heimische Insektenwelt auf diese Futterpflanzen abgestimmt sind.
Theoretisch sind Privatgärten nicht an das regionale Saatgut gebunden. Hierf darf auch Saatgut ausgebracht werden, welches nicht-heimische Wildkräuter und Wildblumen enthält. Nur öffentliche Flächen müssen zwingend mit regionalem Saatgut für Wildblumen angesät werden. Doch ich will es so richtig wie möglich machen. Meine Meinung: Wer das Thema Wildblumenwiese ernst nimmt, sollte sich die Mühe machen, zumindest ein annhähernd passendes Saatgut zu finden.
Mehr Informationen über Wildpflanzen Saatgut findet ihr auf der Webseite des VWW – Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten e.V.
Regionales Saatgut

Unter anderem bei wiesendruschsaat.de kann ich Wildblumensaatgut für meine eigene Region erhalten. Allerdings ist es nicht ganz einfach die passende Mischung zu finden, denn wir wohnen im Grenzbereich von UG 9 für Oberrheingraben und UG 10, welches für den Hochschwarzwald steht. An den Westhängen des Oberrheinischen Tiefgrabens – wo wir wohnen – vermute ich, ist es eher U9. Am östlichen Ende von Baden-Baden wäre es definitv U10. Denn hier beginnt der Schwarzwald.
Ein weiteres Problem: kleinere Mengen an Saatgut für Privatperson ist nicht ganz einfach zu bekommen. Da muss man etwas kreativer werden. Eine Möglichkeit ist, sich mit anderen Naturgartenfreunde zusammen zu schließen und das Saatgut gemeinsam kaufen.
Lockerere Regel bei Privatgärten
Eine weitere Alternative von Wildblumen Saatgut für Privatgärten bietet der Saatguthandel von www.lacatho.de an. Das Saatgut besteht aus einer Mischung von Samen verschiedener, aber beieinander liegenden Region an. Ein Beispiel ist die “Honigpflanzen-Bienenweide” Mischung. Oft ist es so, dass es Mangel an einer Sorte Wildblumensamen gibt und bei einer anderen Sorte einen Überfluss. Es gibt eigentlich nie eine ausreichende Menge aller regionalen Samen für eine jeweilig passende Saatgutmischung. So das auch der Bedarf für Privatleute gedeckt werden kann.
Deshalb werden Samen von Kräuter und Wildblumen aus dem gesamten Süden von Deutschland in dieser Mischung verwendet. Nochmals: Die lockereren Regeln bei der Zusammenstellung des Saatgutes für Privatgärten macht das möglich.
Aussäen
Endlich kommt der leichte und schönste Teil bei meinem Projekt: Das Ausbringen der Wildblumen- und Kräutersamen. Ich bringe das Saatgut mit der Hand aus. Mit einer schwungvollen Halbkreisbewegung werden die feinen Samen verteilt. Dabei ist eine windstille Phase durchaus von Vorteil, wie ich berichten kann. Wird das Saatgut zuvor mit trockenem Sand vermengt wird, fällt es leichter eine gute Streuung zu erreichen. Für größere Flächen kann auch ein Streuwagen oder ein anderes Hilfmittel genutzt werden.
Die Samen werden nicht bedeckt, sie sollten nur auf der Erde aufliegen. Damit die Samen gut aufgehen können, brauchen sie aber eine gute Bodenhaftung.
Bodenhaftung
Dafür werden die Samen gut angedrückt. Mit einer Walze, mit Brettern unter den Füßen. Oder wie ich, vorsichtig direkt darüber laufen. So werden die Samen nicht weg geweht, können besser keimen und Wurzeln bilden. Erde sollte nicht mehr darüber gegeben werden. In der Natur werden die Samen auch nicht eingegraben, sondern nur vom Wind irgendwo hin geweht. Ab jetzt heißt es Daumen drücken und auf ausreichend Regen hoffen. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich die ersten 3 Wochen gewässert habe, da auch dieses Frühjahr (2025) wieder mal extrem trocken ist.
Es gibt auch die Möglichkeit die Samen direkt auszubringen, ohne die ganze Vorarbeit mit Grasnarbe abtragen und auflockern. Doch dann sollte man unbedingt eine 100% Kräuter bzw. Blumenmischung verwenden. Auch sind die Erfolgsquoten auf eine blühende Wildblumenwiese geringer. Dafür ist aber auch der Aufwand deutlich geringer, denn es muss nur Bodennah gemäht werden.
Kurzanleitung
Kurzanleitung Aussaat Wildblumenwiese
- zukünftige Fläche abmagern, nicht Düngen, Rasenschnitt immer entfernen
- das passende Regiosaatgut besorgen
- Gras entfernen mit Sichel oder Handsichel
- Grasnarbe abtragen
- Boden auflockern, wenn nötig Sand unterheben
- den Boden etwas Ruhen lassen
- Saatgut ausbringen und andrücken
- Aussaat feucht halten, notfalls gießen
- wenn schnell wachsendes Unkraut wuchert, dieses entfernen
Die Arbeiten, einschließlich der Aussaat sollten bereits im Spätherbst erfolgen. Ein feuchter Herbst und Winter erhöhen die Erfolgschancen auf eine blühende Wiese. Die Anlage kann auch im zeitigen Frühjahr erfolgen. Dann aber unbedingt auf ausreichende Bewässerung achten. Besonders in einem trockenen Frühjahr.
Infos zum Wildblumensaatgut für die Region Schwarzwald

Wer, wie ich, in der Region Schwarzwald/Baden wohnt, der hat noch eine weitere gute Möglichkeit um sich regionales Saatgut zu besorgen. Der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord bietet eine Wildblumenwiese Mischung an für diese Region. Erhältlich online oder in den Info-Shops. Beispielsweise in Bühlertal/Baden.
Das Saatgut pro Packung reicht für 10 qm. Für Hausgärten eine gute Alternative, da bei den Profi Saatgut Händler nur Mindestmengen ab 500 g verkauft werden.
Beispiel

Auf der Landesgartenschau 2025 in Baiersbronn wurde eine Wildblumenwiese mit diesem Saatgut vorgestellt. Da sind nicht nur die “Bienen” darauf abgeflogen. So eine Wildblumenwiese will ich auch haben.
Auf der Webseite finden sich auch viele Informationen und eine Anleitung
Für alle anderen Regionen empfehle ich nochmals die Seite des VWW – Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten e.V.
