Rund um die „Bank Holiday“ – in der Zeit Ende Mai bis Mitte Juni – finden in Gartenbegeisterten Villages oft ein Tag der offenen Gartentür statt. Und es gibt viele dieser Villages im Süden von UK. So ein Tag der offenen Gärten wird selten online beworben. Zumeist stehen Infotafeln in der Nähe des Village an der Straße. Oder es liegen Flyer auf der Toilette einer örtlichen Sehenswürdigeit aus. Für Touristen sind die Besuche solcher Tage daher schlecht im Vorraus zu planen.
Überall beliebt
Meine Berichte über solche Gartentage stammen sämtlich aus Norfolk. Hier machen wir gerne für zwei Wochen Urlaub am Meer. Doch es gibt diese wunderbare Tage überall in England!! Mein Tipp: Lasst euch Zeit. Fahrt für zwei Wochen in ein Cottage und besucht alles was mit Garten zu tun hat in einem Umkreis von 30 Meilen. Ich verspreche euch, es wird nie Langweilig. Auch nicht nach Jahren!
Cley next the Sea
Nun aber zum Tag der offenen Gärten in „Cley next the Sea“, Norfolk. Dieses pitoreske Küstenörtchen liegt an einer Nordsee Marschlandschaft. Die Marsch ist mit natürlichen Kanälen durchzogen, welche zweimal am Tag trocken fallen. Bis zur offenen See sind es knapp 3 km vom Harbour/Hafen. Trotzdem bestimmt das Meer die Szeneri in und um die Gärten der alten Steinhäuser. Cley next the Sea ist inzwischen ein Touristenörtchen. Einheimische wohnen hier nur noch wenige. Dafür viele englische Ruheständler mit Geld.
Open Gardens
Das sieht man den schönen Häusern und gepflegten Gärten an. Und Englische Gärtnerinnen und Gärtner zeigen gerne ihre privaten Gärten. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit werden die Gartenpforten göffnet, herum geführt und fleißig „gefachsimpelt“. Was mir persönlich am Besten gefällt: Es wurden hier auch zwei „Allotment Patches“ gezeigt. Denn auch Cley hat einen großen Allotment, also eine Kleingartenanlage. Diese Gärten fand ich als passionierte Gemüsegärtnerin natürlich spannender als die Hausgärten.
Auch typisch für eine Veranstaltung in England: Für die Kids gibt es etwas Besonderes. Hier eine Schnitzeljagd mit Playmobilmännchen. Versteckt in den Gärten, wird gesucht und richtig zugeordnet.
Mauergarten
Naja, fast. Denn im schönsten Hausgarten gab es die drei Bereiche der Permakultur. Nutzgarten am Haus, rechts daneben Obstbäume mit Zierstauden und dahinter ein Bereich mit einer echten Wildblumenwiese. Nur schmale Trampelpfade waren für den Gartentag in die Wiese gemäht. Das Besondere: Alle drei Bereiche waren komplett von sehr alten Steinmauern umrahmt, sind nur durch Torbögen verbunden. Wirklich schön!
Alte Windmühle
Alle Gärten waren schön, voller Eindrücke und mit viel Liebe gestaltet. Nur der wahrscheinlich teuerste Garten hat mich nicht überzeugt: Der Garten an der historischen Mühle, welche ein Restaurant und eine Pension beinhaltet. Obwohl von einem Gartendesigner gestaltet, hat er nicht überzeugt. Meine These: Es fehlt die pflegende Hand eines/r echten Gartenliebhaber/in.
Am Kanal
Einer der Hausgärten lag direkt an einem künstlichen Kanal, welcher früher zum „Store“ im alten Ortskern führte. Hier fuhren früher Lastkähne mit Waren aller Art vorbei. Der Hausbesitzer hatte den an seinem Grunstück angrenzenden Teil des Kanales wieder in Stand gesezt. Dadurch wird er nicht nur ein Teil des Gartens. Er öffnet auch den weiten Blick in die dahinter, westlich liegenden Gras- und Marschlandschaft. Ein wahrlich magischer Ausblick! Schade, dass ich hier keinen Sonnenuntergang erleben durfte.
Wüstenkohl
Irgend etwas Besonderes hat jeder Garten zu bieten. In einem kleinen, ebenfalls komplett ummauerten Hausgarten, fand ich die faszinierendste Pflanze des Tages. Die fleischige Succulenten mit den roten Blatträndern ist ein Wüstenkohl (Kalanchoe thyrsiflora).
Diese wärmeliebende Wüstenpflanze muss im Haus überwintern. 2023 habe ich einen kleinen Vertreter dieser Pflanze in einem Supermarkt gefunden und mitgenommen. Ganz so prächtig ist sie leider nicht geraten. Aber sie erinnert mich immer an Cley und diesen schönen Gartentag.