Wer durch meinen wilden Garten streift, dem fällt schnell auf, dass ich ein Faible für die dunkelrote Blattfarbe habe. Bronze, Blutrot, rötlich bis Violett: Pflanzen mit diesem Farbton im Blattwerk bekommen bei mir immer den Vorrang. Auch um das grüne Einerlei der Koniferen aufzubrechen.
Bronzefenchel
Meine diesjährigen Favoriten sind der Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris) und der Bronzefenchel (Foeniculum vulgaris). Beide sind mehrjährige Doldenblüter, bestens bekannt in ihrer grünen Ausfärbung. Der Kerbel vor allem als Küchenkraut, der Fenchel auch als beliebtes Knollengemüse oder Tee.
Doch es gibt sie eben auch in Bronze-Purpurfarben. Den Bronzefenchel versuche ich seit Jahren in meinem wilden Gemüsegarten zu etablieren. Doch weder Auspflanzung von gekauften Pflanzen, noch die Direkt Aussaat hatten Anfangs funktioniert. Bei den Pflanzen war es der Pflanzschock, warum sie nicht anwachsen wollten. Bei dem ausgesäten Bronzefenchel waren mal wieder die Nacktschnecken der limitierende Faktor.
Erfolgreich war dann eine Aussaat in geschützt stehenden Töpfchen – Schneckenzaun – beim späteren Auspflanzort. Hier konnten sich die Pflänzchen bereits an die Umweltbedingungen gewöhnen. Die eigentliche Auspflanzung war dann erst Ende August.
Es dauerte noch zwei weitere Jahre und meinen bewährten Winterschutz (Pappkarton drüber), bis die Pflanzen zwei Meter hoch wurden. Doch jetzt sind sie gekommen um zu bleiben. Dabei erneuern sich die Pflanzen durch Aussamung immer wieder ganz alleine. Nach dem dritten Sommer gehen die Mutterpflanzen ein, während sich zur ihren Füßen bereits neue Bronzefenchel Pflanzen auf den Weg machen. Stichwort Permakultur.
Cow Parsley
Der Wiesen-Kerbel – auf Englisch „Cowparsley“ – stammt aus Holkam Hall. Wie die rote Fetthenne aus dem Blogbeitrag „Walled Garden“
Im Sommer 2023 durfte ich mal wieder diesen spannenden Walled Garden besuchen. In dem in 2015 wieder belebten Walled Garden sind die Pflanzen und meisten Anlagen noch relativ jung. Dafür ist die Pflanzenauswahl umso spannender, um nicht zu sagen morderner. Bei der Durchfahrt viel mir ein Beet mit einem rötlichen Kraut auf. Über den roten Blättern trohnten weiße Blütendolden. Das Kraut erinnerte mich an Karotten. Doch auf Kerbel kam ich nicht.
Aus Holkam Hall, Norfolk
Auf Nachfrage bei einem Gärtner kam die Antwort „Cowparsley“. Damit konnte ich da noch nichts anfangen. Mein ratloses Gesicht hat den Gärtner dann dazu bewegt, mir eine der Wurzeln auszustechen und zu schenken. Leider hat sie es nicht überlebt. Doch ich bin mal wieder hellauf begeistert von den Mitarbeitern auf Holkam Hall – nicht nur deswegen. Ich liebe dieses Manor.
Samen vom roten Wiesen-Kerbel konnte ich nicht finden. Dafür 2 Jungpflanzen bei einem deutschen Kräuterhändler. Wir werden sehen, ob die beiden Pflänzkes überleben und sich genauso prächtig entwickeln, wie der Bronzefenchel. Daumen drücken.
Verwendung
Den Bronzefenchel verwende ich gerne im Salat. Im Frühjahr die feinen Blattbüschel, im Herbst die noch grünen Samen. Die getrockneten Samen verwende ich gerne in der Küche oder mache einen aromatischen und bekömmlichen Tee daraus. Die Fenchelknollen kommen bei uns fast gar nicht mehr in die Töpfe. Samen und Fenchelgrün sind mir viel wichtiger.
Der Wiesenkerbel soll auch essbar sein. Bei mir wird er wohl als reine Zier und Insektenpflanzen zum Einsatz kommen.
Mehr in Bronze
Weitere Pflanzen mit rötlicher Blattfärbung in meinem Garten sind
- rote Fetthenne
- roter Perückenstrauch
- Blutpflaume
- Dahlien
- schwarzer Holunder
- Purpurfarbenes Silberblatt