Schnitt Gut

Gartenarbeit im Januar und Februar, dass ist Saatgut sortieren, Gartenprojekte planen – aber vor Allem Schneiden.

Schneiden, Schneiden, Sägen, Schneiden, bis sich die Sehnenscheiden Entzündung bemerkbar macht. Es gibt ja inzwischen so Einiges zu schneiden hier im Garten. An die 50 Hecken bzw. Büsche und 16 Obstbäume müssen beschnitten werden. Dabei arbeite ich fast ausschließlich mit eigener Körperkraft. Eine Kooperation, bei der mir eine Akkusäge und Heckenschere anvertraut wird, habe ich bisher nicht ergattern können. Liegt es daran, dass ich Frau bin??
Nun ja, die Konsequenz sind Muskelkater, „Rücken“ und Schmerzen. Die vielen Stauden in den Beeten sind bei dieser Betrachtung noch gar nicht eingeschlossen. Deren Rückschnitt nehme ich immer erst Mitte April vor. Immerhin müssen die Laubbäume nicht beschnitten werden. Außer sie müssen im Wuchs Richtung Gartengrenze gestutzt werden.

Sucht euch einen Baum Schnittkurs!!!!
Der wuchernde Spalier Apfelbaum.
Der wuchernde Spalier Apfelbaum.

Wie man jetzt was am besten schneidet – eine große Kunst, der ich mich auch nach 14 Jahren immer noch annähere. Den Kernobst Schnitt – das sind Apfel, Birne, Quitte – konnte ich in zwei Schnittkurse lernen. Aber als Expertin würde ich mich nicht bezeichnen. Die Geheimnisse des richtigen Steinobstschnittes habe ich bis heute nicht so richtig drauf. Nur, dass beim Pfirsich schon fast abartig viel geschnitten werden muss.

Denn gute Fruchterträge und gesunden Baumbestand erhält frau nur, wenn sie den richtigen Schnitt am Obstbaum anwendet. Dieses komplexe Wissen kann selbst über ein Schulungs-Video nur schlecht vermittelt werden. Also sucht euch einen Kurs, Online in Real Time oder direkt vor Ort. Einen Schnittkurs für Steinobst wie Pfirsich hatte ich immer noch nicht – es gibt einfach keine Kursangebot. Bitte nicht den Schnitt meiner Pfirsichbäume kommentieren, mir ist bewußt dass es keine guten Vorbilder sind.

Weideschnitt

Beim Schnitt der Weide und den vielen Büschen bin ich deutlich entspannter. Muss ich auch sein, denn gerade der Weidebogen macht richtig viel Arbeit. Die starkwüchsige Weide schiebt in jedem Sommer Hunderte neue Triebe. Im darauf folgendem Frühjahr müssen alle Triebe gestutzt werden, damit der Bogen in Form bleibt. Wenn ich hier jeden einzelnen Schnitt hinterfrage, bin ich Wochen beschäftigt.

Doch ich werde für diese Arbeit belohnt, denn die dabei geschnittenen Zweige sind ein wertvoller Schatz. Bereits beim Schnitt sortiere ich grob die angefallenen Zweige. Die Dicken werden später Rankhilfe. Die langen, schlanken Weidenzweige werden eingelagert und im nächsten Jahr für ein Flechtprojekt verwendet. Dünne und krumme Zweige kommen in Zaunprojekte, Benjeshecke oder werden gehäckselt.

Die mag ich nicht

Der Schnitt der Kirschlorbeer Büsche folgt bei mir dem Prinzip Tabu und Laras – ich wäre diese Büsche so gerne los. Noch nicht einmal Vögel nisten gerne in ihnen. Ich maltretiere diese Büsche immer, in dem ich richtig dicke Äste heraus schneide, sie manchmal sogar auf den Stock setze.  Bei anderen Büschen und Bäumen ist das normalerweise der Tod der Pflanze und nicht ratsam. Der Kirschlorbeer ist aber auch damit nicht kaputt zu kriegen. Immerhin kann ich mit den dicken Ästen andere Gartenprojekte bauen. Pfosten für die Benjeskecken etwa, Kletter und Rankgerüste für Erbsen oder niedrige Zäune als Zierelement lassen sich daraus bauen. Ein nachhaltiger Aspekt in einem Nutzgarten.

Beim Schnitt des Hartriegel bin ich fast zu zahm. Der zeigt seine wunderschöne Färbung nur an den ganz jungen Trieben. Also die Schere mal wieder etwas beherzter ansetzen und altes Holz aus dem Hartriegel schneiden. Dann zeigen sich die roten Zweige des Hartriegel.

Rote Hartriegel Ringe aus frisch geschnittenen Zweigen.
Rote Hartriegel Ringe aus jungen Zweigen.

Ich weiß jetzt schon, dass ich einige Wochen beschäftigt sein werde mit dem Schnitt. Dieses Jahr muss ich auch endlich wieder die Hortensien zurück schneiden. Alle drei Jahre schneide ich sie tiefer ab, damit sie nicht „besig“ werden. Die Hortensien haben dann im unteren Drittel keine Blätter mehr und die Blütenstände sitzen nur oben. Sieht nicht so schön aus. Letztes Jahr habe ich noch nicht einmal die vertrockneten Blütenstande an ihnen abgeschnitten. Da muss ich unbedingt wieder ran.

Wertvolles Schnittgut

Bei all dem Schneiden fällt natürlich auch einiges an Schnittgut an. Nur vom Kirschlorbeer entsorge ich die Zweige mit Blättern. Diese Blätter wollen auch nach Jahren nicht verrotten. Lange, etwas dickere Zweige, werden in einer Ecke aufgestellt und im Laufe des Frühjahrs ebenfalls für Rankgerüste hergenommen.
Die hohen Stangen von der Weide verwende ich für Stangenbohnen, Duftwicken, Gurken oder den Rosen. Im Juni, wenn die große Auspflanze Aktion sich dem Ende zuneigt, bin ich dann schon wieder auf der verzweifelten Suche nach weiteren Stangen.

Die dünneren und verästelten Zweige, welche nicht in den Benjes Hecken oder als untereste Schicht im Hochbeet landen – können nur gehäckselt werden. Bisher habe ich mir immer einen Häcksler geliehen. Doch inzwischen fallen solche Mengen an, dass ich einen eigenen Häcksler gebrauchen könnte – auch hier bin ich für Kooperationen wirklich dankbar.
Die gehäckselten Zweige sind ein toller Mulch in den Staudenbeeten. Unter dem Rhododendron verschwindet fast immer das gesamte Schnittgut des Frühjahrs.

Dieses nachhaltige wirtschaften, spart viel Geld und auch Emissionen. Das anfallende Schnittgut ist kein Abfall, welcher entsorgt werden muss. Ich weiß woher mein Mulch kommt, was darin enthalten ist und wo ich jederzeit neuen Mulch herbekomme kann. Für mich lohnt sich die zusätzliche Arbeit in jedem Fall.

Bastelmaterial

Der schönste Teil  bedingt durch den Rückschnitt ist für mich das Basteln mit den Zweigen. Ständig biege ich lange, biegsame Zweige zu Kränzen. Geht man bei mir durch den Garten, sieht man überall die Kreise aus Zweigen. Ab und an verschönere ich diese Kreise mit Blumen oder Grün, etwa für einen Türkranz oder Tischgesteck. Doch ich liebe vor Allem die Kreiseform, symbolisieren sie doch für mich den Kreislauf des Lebens, der Natur.

In der Hütte steht seit letztem Jahr ein Bündel mit Weidenzweigen. Die werden ab Februar für einige Wochen in Wasser eingeweicht, damit ich dann mit ihnen flechten kann. Bin selber schon sehr gespannt, was ich dabei zaubern werde. Jetzt erst einma Schere in die Hand und los legen. Ansonsten werde ich bis Ende März nicht fertig mit dieser Arbeit.