Diese strahlend orangene Blume hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Zuerst gesehen habe ich sie im „Walled Garden“ von Fellbrigg Hall. Walled Garden sind mit hohen Mauern umbaute Nutzgärten, zumeist angegliedert an Herrenhäusern in England. Die Mauern schützen vor den kalten Winden vom Meer und wahrscheinlich auch vor so manchem Mundraub. In diesen Gärten wuchsen verschiedenste Gemüse- und Obstsorten, welche früher für die Versorgung der Bewohner diente. Aber auch Exotisches, wie etwa Annanas. Dazu wärmeliebende Zierpflanzen und Blumen für die üppigen Gestecke in den Salon der Herrenhäuser. Hinter den Mauer gedeiht alles prächtig.
Walled Garden im National Trust UK
Es gibt ettliche dieser Gärten zu besichtigen in England. Lange lagen diese besonderen Nutzgärten brach. Der Gemüseanbau war nicht mehr nötig, gärtnern im Gemüsebeet nicht „standesgemäß“. Seit Mitte der 2010er erleben diese Gärten ein großes Revival. Der Nutzen, aber auch die Schönheit dieser Gärten haben endlich wieder ihren Stellenwert.
Bisher am meisten fasziniert haben mich Wiveton Hall – ein Manor in privater Hand – und eben der Garten von Fellbrigg Hall. Dieses Manor gehört zum National Trust UK. Der National Trust unterhält und erhält viele nationale Kulturgüter, Gärten, Naturschutzgebiete, Schlösser und aufgegebene Herrenhäuser. Mehr unter www.nationaltrust.org.uk
Fellbrigg Hall in Norfolk
Zurück zur Sonnenblume: Der Garten in Fellbrigg Hall ist in vier Bereiche aufgeteilt. Ganz vorne sind die Mediterranen Pflanzen, Palmen und im Sommer die Zitrusfrüchte. Dann folgt der erste Gemüse Bereich. Hier waren die mexikanischen Sonnenblumen als Randverzierung ausgesät worden. Ich konnte mich an ihnen nicht satt sehen und wusste, diese Blume musste ich unbedingt in meinem Garten haben.
Nur dachte ich, es ist eine ungefüllte Dahlie. Die Blüten sind den ungefüllten Dahlien recht ähnlich. Und 2018 ist mir der Unterschied der Blätter nicht ins Auge gefallen. Die der Sonnenblumen sind samtig, wohin gegen Dahlien zumeist glatte Blätter haben. Trotzdem habe ich die Dame im Kassenhäuschen gefragt – wusste nicht Bescheid. Ich habe dann sogar versucht jemand von der Gärtnerei ans Telefon zu bekommen – keine Chance. Auf etlichen Dahlien Sonderseiten im Internet war ich auf der Suche. Alles vergeblich.
Hätte ich ein bischen mit gedacht, dann wäre mir aufgefallen, dass hinter der Blume ein Milpa Beet kultiviert war. Eben die typisch Lateinamerikanische Anbauweise von Mais, Stangenbohnen und Kürbis. Mais – mexikanische Sonnenblume – dieser Rückschluss kam mir damals nicht. Tja, man lernt nie aus.
Irrtum aufgeklärt
Erst im Januar 2021 habe ich zufällig eine Post aus Mexiko auf Instagram gesehen mit dieser Blume. Zum Glück stand im Text, dass es eine Sonnenblume ist. War dann noch ein wenig schwierig die Samen zu finden (jetzt gibt es sie überall :-)). Endlich wächst diese besondere Blume mit ihrem leuchtenden Orange auch in meinem Garten und ich bin super glücklich damit.
Die mexikansiche Sonnenblume (Tithonia rotundifolia) wächst buschig und wird rund 150 cm hoch. Sie blüht von August bis zum Frost und ist beliebt bei Insekten.
Übrigens: Die beiden hinteren Teile im Walled Garden von Fellbrigg Hall sind ein weiterer Gemüsegarten mit bunten Hühnerhäusern und der Obstgarten – Orchard. Auch das Herrenhaus selbst ist eine Besichtigung wert. Über das weitläufige Gelände hingegen sollte man besser nicht spazieren gehen. Hier grasen wild aussehende Rinder mit riesigen Hörnern. Fernglas mitnehmen lohnt sich.