Ich habe mir ein Gartenhelfer für die Anzucht gegönnt. Lange bin ich um den Erwerb einer Erdballenpresse herum geschlichen. Lohnt sich der Kauf, ist sie wirklich nützlich? Ich ziehe inzwischen sehr viel Gemüse selber vor. Da erleichtert jedes sinnvolle Werkzeug die Arbeit.
Jetzt bin ich fast schon sauer, dass ich es nicht schon längst die Erdballenpresse gekauft habe. Die Anwendung ist wirklich einfach, erspart das spätere Pikieren der jungen Setzlinge, erleichtert das Auspflanzen in Beet und Hochbeet und spart ganz viel Müll.
Nachhaltig Müll vermeiden
Meine Presse produziert Erdballen mit der Kantenlänge 5 cm x 5 cm. Mit dieser Erdballenpresse wird in die Erdballen auch gleich eine Vertiefung für die Samen gepresst. Meine hat die Dübel für 1 cm tiefe Vertiefungen. Es gibt verschiedene Vertiefung, je nach Anforderung für die Aussaat. Die Dübel können ausgetauscht werden, sind aber nicht immer gleich beim Kauf mit dabei. Darauf achten.
Anzuchterde anfeuchten
Bevor die Anzuchterde in die Presse kommt, wird sie gleichmäßig durchfeuchtet. Ich knete eine ordentlichen Menge Wasser regelrecht in die Anzuchterde hinein. So haften die Ballen besser zusammen. Laut einiger Anleitungen im Internet kann der Erde auch Betonit beigemengt werden, für eine bessere Stabilität der Erdballen.
Ist nach meiner Erfahrung für den privaten Bereich nicht nötig. Die Erdballen bleiben ja in der Regel die gesamte Zeit bis zur Auspflanzung im Träger sitzen und werden nicht Einzeln bewegt. Sie haben also gar keine Gelegenheit auseinander zu fallen. Spart gleich mal wieder Geld, denn Betonit ist relativ teuer.
Erdballen pressen
Die feuchte Erde in die Fächer Presse hinein drücken. Ruhig mit den Fingern die Erde noch zusätzlich verdichten und die Fächer bis zum unteren Rand auffüllen. Überstehende Erde abstreifen.
Die gefüllte Presse auf einer Platte mit erhöhtem Rand oder in ein Zimmergewächshaus plan auf den Boden aufsetzten. Die komplette Presse fest aufdrücken, gleichzeitige den quer verlaufenden Hebel nach oben ziehen.
Der Rahmen hebt sich und die Erdballen sitzen kompakt in einer Viererreihe. Diese Bewegung braucht Koordination und etwas Übung, damit stabile Quader entstehen. Doch schnell hat man den Bogen raus.
Video mit Anleitung findet er auf auf youtube Erdballenpresse
Anzuchtform für Kohl und Wurzelgemüse
Diese Form der Anzucht von Pflanzen lohnt sich besonders bei allen Kohlsorten, Pastinaken oder Fenchel. Die Setzlinge werden nach der erfolgreichen Keimung einfach mit dem gut durchwurzelten Erdballen ins Beet oder den Pflanzcontainer gesetzt. Selbst Karotten und Zwiebeln können so vorgezogen werden.
Karotten lassen sich nicht Pikieren oder verpflanzen. Wie eigentlich alle Wurzelgemüse Arten. Die feinen Würzelchen werden dabei leicht verletzt, das Wurzelgemüse stellt sein Knollenwachstum komplett ein. Bei der Pflanzung von in Erdballen vorgezogene Karotten bleiben die Wurzel unberührt. Wenn man behutsam vorgeht bei der Pflanzung in Beet und Hochbeet, wachsen die Rüben, Karotten, Beete weiter.
Ehrlicherweise betreibe ich diesen Aufwand nur bei besonderen Sorten.
Zwiebeln sind deutlich robuster beim Umpflanzen. Hier ist der Vorteil, dass sie sich im Erdballen schneller und einfacher pflanzen lassen.
Am Anfang Blumenkohl, später Salat
Wenn ich schon dabei bin, kann ich gleich noch mehr Ballen pressen. Für die meisten Kohlsorten ist es noch zu früh im Januar. Aber Blumenkohl kann schon vorgezogen werden. Dazu probiere ich noch Gemüsezwiebeln und Ochsenherz Karotten. Beide haben eine sehr lange Entwicklungszeit und sollten laut Aussaat Anleitung im Januar ausgesät werden. Allerdings sehe ich den Erfolg bei einer Direktsaat im Freien nicht wirklich.
So fügt sich alles zusammen und die Samen von Gemüsezwiebel und Ochsenherz Karotte kommen einfach in die Erdballen. Diese werde ich dann für die nächsten Monaten in einen unbeheizten Raum stellen. Wer ein Gewächshaus hat, kann sie natürlich dort unterstellen.
Ab März geht es weiter mit dem Kohl. Auch Salat ziehe ich jetzt in den Erdballen vor. Hier sind die zarten Pflänzchen geschützt vor Schneckenfraß. In meinem Garten leider der Hauptgrund, warum viele Keimlinge nicht wachsen wollen.
Mein Resumee schon jetzt: Je mehr man vorzieht, desto professioneller wird die Ausrüstung. Gemüse kann fast das ganze Jahr über angezogen werden. Für fleißige “Selberzieher” und umweltbewußte Hobbygärtner lohnt sich diese Erdballen Presse auf jeden Fall. Ich überlege mir jetzt eine Erdballenpresse mit einer größeren Kantenlänge und anderen Vertiefungen.
Aussaat im Januar im Haus:
- Physalis
- Tomatillo
- Cardy (größerer Soilblocker nötig)
- Artischocke (größerer Soilblocker nötig)
- Blumenkohl
- Gemüsezwiebeln
Weitere Infos zur Anzucht findet ihr jeweils unter dem Gemüse.
Aussaat im Februar im Gewächshaus
- große Karottensorten
- Senkkohl wie Pak Choi und Tatsoi
- Rettich
Was ich nicht (mehr) in Erdballen ziehe
2022: Inzwischen verwende ich die Erdballenpresse seit 4 Jahren. Ja, die Anschaffung hat sich gelohnt. Aber es gibt Gemüse, welche ich nicht mehr in Erdballen ziehe. Das sind neben Chili, Paprika und Auberginen, auch die Tomaten. Bei diesen Pflanzen war die Entwicklung der Jungpflanzen deutlich schlechter, wenn ich sie in Erdballen ausgesät hatte. Im Vergleich zur Anzucht in Pflanztöpfen.
Gemeinsam haben all diese Gemüsearten, dass sie Starkzehrer sind und wohl ein größeres Erdvolumen von Anfang an brauchen – so meine Theorie.