Nach endlos langen Monaten – genau genommen über 4 Monate – habe ich mich gestern endlich getraut, die ersten Süßkartoffeln aus der Erde zu holen. Ich war so glücklich zu sehen: Dieses Jahr war die Zucht der Süßkartoffeln aus Stecklinge ein voller Erfolg. Ich konnte eine ordentliche Menge an Süßkartoffeln ernten.

Die Anzucht der Stecklinge (Start ab Januar)

Mit der Anzucht gestartet habe ich bereits Ende Januar mit Süsskartoffel Knollen aus dem Discounter. Die teuren Topfpflanzen waren für mich keine Option und Süsskartoffeln können bei uns nicht aus Samen gezogen werden. Es wird hier nicht warm genug.
Deshalb die Vermehrung über Stecklinge.

Übrigens klappt die Stecklingzucht mit Süßkartoffeln aus dem Supermarkt nicht immer. Viele Supermärkte geben über die Knollen Keimhemmende Mittel. Oder sie habe zu kühle Temperaturen abbekommen. Es ist also immer ein Glücksspiel, ob bei solchen Knollen auch Stecklinge wachsen.

✨ Vom Discounter-Gemüse zum Setzling: Die Magie des Wasserglases (Ab Januar)

Über Wochen standen sie in Gläser und Tassen am Fenster über der warmen Heizung. Süßkartoffeln mögen es mollig warm. Die Knollen standen zur Hälfte im Wasser, damit sie bewurzeln. Als Halterung habe ich je drei Plastikspieße verwendet. Spieße aus Holz eignen sich nicht, da sie anfangen zu Schimmeln. Wenn ich kleine Spieße aus Metall finde, werde ich die in Zukunft verwenden.

✂️ Trennung leicht gemacht: Die Triebe von der Mutterknolle befreien

Immerhin 5 starke Stecklinge sind aus den Knollen heraus gewachsen. Sie bildeten auch gleich feine Würzelchen am unteren Ende der noch an den Knollen fest gewachsenen Stecklinge. Wann Süßkartoffel-Stecklinge schneiden? Ende April waren bei mir die Stecklinge an der Knolle mehr als 10 cm lang. Noch wichtiger: Sie haben bereits viele, weiße Würzelchen gebildet. Ich habe dann die Stecklinge – oder Cuttings –  mit ausreichend Wurzeln von den Knollen abgeschnitten. Beim Schnitt lasse ich immer noch etwas von der Schale an den Stecklingen. So werden diese nicht beschädigt.

Noch geht es nicht in die Pflanztöpfe. Die Stecklinge kommen noch für weitere 2 – 3 Wochen in ein Glas mit Wasser. So kann sich das Wurzelwerk noch weiter ausbilden. Wenn sich das Wurzelwerk der einzelnen Steckling gut ausgebildet haben, geht es in einen 15er Pflanztopf. Die Pflanzerde sollte locker, aber nährstoffreich sein. Jetzt heißt es weiter wachsen, immer an einem warmen Platz mit 22° C.

🌡️ Kritischer Punkt: Warum 15 °C die magische Grenze für tropisches Gemüse sind

Die Süßkartoffel ist eine Tropenpflanze und daher extrem wärmebedürftig. Das ist der wichtigste Punkt, der die gesamte Zeit von der Anzucht bis zur Ernte beachtet werden muss.
Die goldene Temperaturregel: Besonder währen der Anzucht ist 15 °C sind das absolute Minimum! Bei Temperaturen, die unter 15 °C fallen (insbesondere nachts), stoppt die Pflanze ihr gesamtes Wachstum. Das betrifft vor allem das entscheidende Knollenwachstum.

Kein Risiko eingehen: Auch wenn die Blätter später noch kräftig erscheinen, hat die Kälteperiode das Knollenwachstum dauerhaft gehemmt. Monatelange Arbeit und Pflege, nur um am Ende keine oder nur winzige Knollen ernten zu können.

Daher gilt: Warte mit dem Auspflanzen ins Freie, bis die Nachttemperaturen dauerhaft über 15 °C liegen (oft erst Anfang Juni).

Endlich nach draußen! Wann die Süßkartoffel ins Hochbeet darf

Bei mir mussten die Süsskartoffeln Pflanzen dieses Jahr (2017) bis zum 10. Juni warten, bis sie endlich ins Freie konnten. Süßkartoffel sind als Tropische Pflanze sehr empfindlich. Eine frühere Auspflanzung konnte ich bei diesem kalten Frühsommer nichts riskieren. Schließlich ist schon mehr als genug Gemüse erfrohren in diesem Jahr.

4 der Pflanzen haben ein richtig gutes Wurzelwerk im Topf gebildet. Die habe ich in ein Hochbeet gesetzt, eine weitere in einen Pflanztopf für Kartoffeln. Eine wärmende Mulchschicht aus Stroh rund um die Pflanzen fördert zusätzlich das Knollenwachstum.Bei der Süßkartoffel im Pflanztopf hat sich das geringe Erdvolumen als Nachteil gezeigt. Es haben sich keine Knollen gebildet.

Süßkartoffel Ernte vor dem ersten Frost im Oktober

Die Süßkartoffeln im Hochbeet haben sich prächtig entwickelt. Die Erde ist hier generell wärmer, durch den Verrottungsprozess. Zusätzlich sind sie bei mir noch durch die höheren Seitenwände geschützt. Auch sind die Hochbeete in der Regel nur zur Hälfte aufgefüllt. Kalte Zugwinde werden durch die hohen Seitenwände konsequent ausgebremst. Natürlich gehört auch noch ein Quäntchen Glück dazu und schon hat liegt eine reiche Ernte auf dem Tisch.

Nach der Ernte Süßkartoffeln erst trocknen

Dabei sind jetzt so viele Süßkartoffel zu Tage gekommen, dass ich mir überlegen muss, wie sie am besten aufbewahrt werden. Wichtig ist, dass die Süßkartoffel nach der Ernte zuerst ordentlich abtrocknet. Bis zu 2 Wochen sollen die Knollen trocknen, bis die Schale ganz fest ist. Am besten bei Temperaturen von um die 25°C. Davor sind die Knollen der Süßkartoffeln auch nicht genießbar. Der spezielle Zucker in den Knollen bildet sich erst während der Trocknungphase.

🍬 Die Magie der Aushärtung: Erst trocknen, dann genießen!

Nach der Ernte sind die Süßkartoffeln noch nicht genießbar. Sie benötigen eine spezielle Aushärtungs- oder Heilungsphase (Curing), die den eigentlichen Zuckergehalt entwickelt. Während dieser Zeit wandelt sich die Stärke in Zucker um. Lagern Sie die Knollen dazu für etwa zwei Wochen bei hoher Luftfeuchtigkeit und warmen Temperaturen (idealerweise um 25 °C), bis die Schale fest und unversehrt ist. Erst danach sind die Knollen bereit für die Lagerung und den Verzehr.

Gut, dass wir dieses Woche noch einmal so schöne Temperaturen haben. Nach der Trocknungszeit sollen die Kartoffeln in Zeitungspapier einzeln eingewickelt werden und in einem Karton bei rund 10°C im Dunkeln aufbewahrt werden. So sollen sie sich bis zu 5 Monate halten.  Wir werden sehen, ob das funktioniert. Jetzt gibt es aber erst einmal Süßkartoffel Pommes Frites – Juhuuu!

Schritte für den Anfang der Süßkartoffel Zucht

Ab Januar geht es los, ihr könnt aber auch noch im Februar starten. Um die Knolle zur Triebbildung bewegen zu können, muss sie mit der unteren Hälfte im Wasser stehen. Drei Plastikstocher (altermaniv aus Metall) gleichmäßig verteilt in die Süßkartoffel hinein stechen, knapp über der Mitte. Ich nehme lieber Plastikstocher, da diese nicht gammeln, im Gegensatz zu etwa Zahnstocher aus Holz. Die Süsskartoffel kommt mit der unteren Hälfte in ein ausreichend großes Behältnis, welches mit frischem Wasser randvoll befüllt ist.

Bei uns sind es Jumbo Tassen, da diese in unserem Haushalt in großer Zahl vorkommen. Aber auch Gurkengläser mit einer großen Öffnung funktionieren gut. Die Tasse kommt auf eine Fensterbank, unter der sich eine warme Heizung befindet. Alternativ eine Heizmatte verwenden. Regelmäßig Knolle kontrollieren und Wasser tauschen, damit sich kein Schimmel bildet. Ansonsten warten und hoffen. Es klappt bestimmt :-).

Also ab in den nächsten Discounter 😉 und  auch ein paar mittelgroße, feste und noch saftige Süßkartoffeln holen! 

Wie es weiter geht, wenn sich neue Triebe gebildet haben, könnt ihr hier sehen.