Es ist „Samensammelzeit“. Überall in meinen Beeten und Pflanztöpfen finden sich vertrocknete Pflanzen mit vollen Samenständen. Hier strahlen die letzten blauen Blüten der Zichorie – dem Endivien Salat. Dort machen sich die Samenkapsel der Malven auf ihre Samen zu verstreuen. Und oben im Balkon Gemüse Garten zeigen sich die weißen Pinsel des Spargelsalat.
Einkreuzung vermeiden
Auf die Dolden mit Samen der japanischen Karotte achte ich mit Argusaugen. Ich bin froh, dass sich hier im Pflanzkübel die letzten verbliebenen Samen gut entwickelt haben und ich nun tatsächlich selber Samen ernten kann. Denn leider kann ich die Samen dieser Karotte nicht mehr kaufen. Während der Blüte habe ich darauf geachtet, dass keine andere Karotten in der Nähe geblüht haben. Um eine Kreuzung mit anderen Karotten sicher zu vermeiden, hätte ich auch ein feinmaschiges Netz darum herum installieren können. Aber ich vertraue jetzt mal darauf, dass die 30 m bis zum nächsten Gemüsebeet zu weit waren für die bestäubenden Insekten.
Oder mal was ausprobieren?
Das unterscheidet mich von einer professionellen Saatgut Vermehrerin. Bei mir kann es auch mal Kreuzungen geben. Bei Mais oder Kohl fast schon unausweichlich. Die Pollen vom Mais können bis zu drei Kilometer vom Wind getragen werden. Blühen unterschiedliche Mais Sorten zur gleichen Zeit, kann es schnell zu Kreuzungen kommen.
Im Bio Garten bleiben die alten Gemüsepflanzen im Beet stehen
Beim Kohl ist es die schiere Anzahl an verschiedene Sorten im Küchengarten, welche schnell zu Einkreuzungen führen würden. Im Herbst räume ich nie die Gemüsebeete ab, lasse alte Kohlpflanzen den gesamten Winter im Beet stehen. Im zeitigen Frühjahr blühen dann viele der Kohlpflanzen gleichzeitig. So haben die Insekten bereits Anfang April einen reich gedeckten Blütentisch. Zur Saatgut Vermehrung sind die Samen dieser Bienenmahlzeit dann aber nicht mehr tauglich. Außer man steht auf Experimente mit durchaus skurrilem Ausgang. Nachhaltig ist es in jedem Fall.
Blumensamen
Ganz besonders fleißig sammle ich die Samen von Blumen jeglicher Art. Weil ich manche Blumensamen nicht nachkaufen kann, aber besonders um Kosten zu einzusparen. Denn ich gebe auch so (unglaublich) viel Geld für Saatgut aus. Da muss ich für Einspaar Potenzial sorgen. So wandern in jedem Herbst Samen von Wundklee, Sonnenblumen, Spiegeleiblume, Strohblume usw. in kleine Tütchen.
Übrigens auch Samen von Blumen, welche nicht aus meinem Garten stammen. Die ersten Samen vom Blutweiderich habe ich auf einer Wiese vor unserem Heimatort gesammelt. Die Samen für den Kugelamaranth stammen aus einem Blumenstrauß einer örtlichen Gärtnerei. Inzwischen bevölkern beide Blumensorten fast den gesamten Garten – ich liebe es.
Samendiebstahl erlaubt
Das Sammeln von Samen in fremden Gärten, Parks und auf Wiesen ist fast schon ein Erkennungsmerkmal von passionierten Gärtnern/innen. Eine Tante von mir meinte mal, dass es eine Huldigung an die jeweilige Gärtnerin ist, wenn man heimlich die Samen einer Pflanze mit nimmt.
Meine gute Freundin aus England erzählte mir, dass es eine Präsidentin der Royal Garden Society gab, welche immer eine kleine Schere in einem Beutel mit sich herum trug. Auch sie hat mit dieser Schere überall Samen abgeschnitten. Wenn das eine Lady darf, dann auch wir. Es gehört also fast schon zum guten Ton eines/r wahren Gärtner/in Samen zu sammeln. Aber immer nur einige Samen nehmen und NIE! die Pflanze ausgraben.
Egal aus welchen Beweggründen man Samen sammelt oder einfach nur Gemüsepflanzen blühen lässt: Es ist Nachhaltig, erhält die Vielfalt im Perma-Gemüsegarten und macht einfach Spaß. Also probiert es selber mal aus.
Worauf achten beim Vermehren
Wenn ihr selber Saatgut vermehren wollt, dann müsst ihr darauf achten, dass keine „Fremdbestäubung“ statt findet. Ihr könnt selber mit einem Pinsel die Blüten bestäuben und danach mit einem Organzasäckchen schützen.
Bei der Ernte ist es wichtig, dass das Saatgut komplett abgetrocknet ist. Achtung bei Bohnen: Hier kann sich gerne der Käfer einfinden. Deshalb diegut getrockneten Bohnen in einem geschlossenen Glas im Kühlschrank aufbewahren.
Was ich NIE, NIE, NIE selber vermehre sind Zucchini und Gurken. Das überlasse ich den Profis.