Bereits 2007 war ich für einige Monate in Shanghai im Rahmen meines Studiums. Als arme Studentin konnte und wollte ich mir die teuren Expat (Westlichen) Lebensmitteln nicht leisten. Fleischprodukte jeglicher Art mag man dort drüben nicht wirklich essen, besonders wenn man mal über einen lokalen Markt gegangen ist. Milchprodukte gibt es keine – außer eben in der Expat Abteilung.
Also habe ich mich ausschließlich vegan ernährt und war Dauergast auf den lokalen Gemüsemärkten. Das hätte ein wahres Gemüse Eldorado sein können. Wären da nicht die horrenden Umweltvergiftungen, welche für den gemeinen Europäer nicht einmal vorstellbar sind. Irgendwann sollte ich darübr schreiben, doch das ist heute nicht mein Thema.
Faszinierende Gemüsevielfalt
Mein Thema ist die faszinierende Vielfalt der asiatischen Gemüsearten und dem unvorstellbaren Variantenreichtum bei der Zubereitung. Inzwischen baue ich viele verschiedene Gemüsesorten und Kräuter aus dem südostasiatischem Raum im Gemüsegarten an. Besonders lieben gelernt habe ich während meines Aufenthaltes die verschiedenen Senfkohl Sorten wie Pak Choi (Brassica rapa subsp. chinensis), Mizuna (Brassica rapa subsp. nipposinica) und Tatsoi (Brassica rapa subsp. narinosa).
Inzwischen ist Pak Choi auch bei uns in jedem Supermarkt im Sortiment. Vor knapp 10 Jahren (2008) aber war Pak Choi höchstens im Asia Laden zu bekommen. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als ihn selbst zu ziehen. Wobei auch die Saatgut Beschaffung nicht ganz einfach war und zum Teil immer noch ist.
Nicht zu warm
Eigentlich werden sowohl Pak Choi als auch Tatzoi erst ab Juli ausgesät, da sie bei höheren Temperaturen und längeren Tageszeiten sehr schnell schießen – d. h. hoch wachsen und in die Blüte gehen. Die Blätter sind dann noch genießbar, aber sehr zäh. Der Haupttrieb wird holzig. Immerhin sind die Blüten vom Senfkohl sehr lecker. Sowohl für uns im Salat, als auch für die Insekten. Besonders im Balkongarten sind sie ein schönes Insektenfutter im Frühjahr und einfach eine schöne Blühalternative. Rund 2 Monaten nach der Blüte können die Samen geerntet werden. Unbedingt abernten für die nächste Aussaat.
Aussaat im sehr zeitigen Frühjahr
Die zweite Möglichkeit ist die Anzucht im sehr zeitigen Frühjahr. Das mache ich persönlich viel lieber, da zu der Zeit die ganzen Fraßfeinde noch nicht unterwegs sind. Zumindest theoretisch. Vor Frost und Schnee müssen die Pflanzen unbedingt geschütz werden. Ideal sind bei der Frühaussaat ein warmes Frühbeet oder unbeheiztes Gewächshaus. Bei uns in der Oberrheinischen Tiefebene reicht oft auch ein doppelt gelegtes Vlies. Darunter wachsen die Pflänzchen bereits im Februar. Geerntet wird dann von Mitte April bis Mitte Mai. Vorraus gesetzt ich bin schneller als Schnecken, Käfer, Kohlfliegen und Vögel. Die haben mir auch schon mal ein komplettes Beet kurz vor der Ernte abgefressen. Man, war ich sauer.
Tolles Gemüse für den Kübelgarten
Diese Senfkohl bzw. Rübsen Sorten eignen sich genau wie die verwandten Blattkohl Sorten sehr gut um auch im Blumenkasten gezogen zu werden. Hier werden sie zwar nicht so groß, können dafür bei Bedarf blattweise beerntet werden. Super für eine Schale Miso Suppe mit frischem Gemüse. Hierfür eignet sich besonders der Tatzoi. Beim Tatzoi stört es auch nicht, wenn er blüht. Alle Pflanzenteile bleiben essbar und werden nicht bitter.
Sehr beliebt bei Fraßfeinden
Ein größeres Problem sind eher die Schädlinge, welche auf Kohl stehen. Die fliegen noch mehr auf Pak Choi und Co. als auf den gemeinen Weißkohl. Deshalb bleiben die Pflänzchen solange wie möglich unter Vlies, Haube oder Glas. Oder erhalten einen anderen Schutz vor unseren Nahrungskonkurrenten.
Eine weitere Charge der vorgezogenen Senfkohl Sorten habe ich mit einigen Setzlingen des Chinakohls in mein neu gebautes Frühbeet gepflanzt. Da dies überhaupt die ersten Bewohner des Beetes sind, bin ich gespannt auf das Ergebnis. Immerhin ist der Zugang hier auf für den frechen Kohlweißling nicht ganz so einfach. Ich freue mich schon auf die erste Ernte, egal ob aus dem Blumenkasten oder dem Frühbeet.