Bereits einen Tag nach der Fällaktion des Pflaumenbaumes findet ein Obstbaum Schnittkurs statt. Da ich schon lange wissen wollte, wie ich meinen anderen Bäumen etwas Gutes tun kann, schnell mal hin.
Unbedingt einen lokalen Schnittkurs für Obstbäume besuchen
Der Kurs findet an einem sonnenklarer Tag statt, der leider etwas kalt daher kommt. Vor allem in Verbindung mit dem kräftigen Wind braucht es schon einiges an Standvermögen dem Kursleiter zuzuhören. Aber es lohnt sich. Ich habe einige Videos gemacht, aber wir haben es nur geschafft innerhalb von 3 Stunden einen Apfelbaum und einen kleinen Birnbaum durchzuschneiden. Das Thema ist wirklich komplex und ich schreibe das Erlernte hier jetzt erst einmal auf, um es selbst nicht zu vergessen. Für jeden, der es ernsthaft wissen will, wie man Obstbäume richtig schneidet: Geht unbedingt in einen Schnittkurs!!! und am Besten mehrmals!!
Hier das Erlernte, welches für Kernobstbäume gilt, wie Apfel und Birne (Pfirsich wird ganz anders geschnitten): Apfel und Birnbäume werden Pyramidenförmig aufgebaut. Das bedeutet ist gibt den Hauptstamm in der Mitte, welcher auch die Maximale Höhe des Baumes setzt. Der Stamm sollte wenn möglich kerzengerade nach oben wachsen. Von Stamm ausgehend wachsen die Leitäste. An ihnen wachsen die Fruchtäste, welche am Zweijährigen Holz Früchte tragen (im Gegensatz zum Pfirsich, welches am Einhährigen Holz Früchte bildet).
Bereits Dreijährige Obstbäume regelmäßig schneiden
Beim Schnitt beginnt man mit der Baumspitze bzw. dem Hauptstamm. Leider zeigen viele Obstbäume bereits hier die ersten Fehler, wenn nicht von Anfang an ordentlich geschnitten wurde: Oft sieht man eine Doppelspitze bzw. viele, inzwischen starke Konkurrenztriebe. Nun den Fehler vieler Jahre korrigieren zu wollen, schadet dem Baum zu sehr. Es entstehen zu große Wunden und insgesamt darf allerhöchstens 50% der Astmasse entfernt werden. Sonst stirbt der Baum. Besser sind nur maximal 30% der Äste zu entfernen und den Korrekturschnitt lieber in mehreren Etappen machen. Übrigens sollten diese Etappen mit mindestens Zwei Jahren Abstand stattfinden und es sollte auch klar sein, dass die Ernte in diesen Jahren mager ausfallen wird. Korrekturen sind immer langfristig angelegt.
Also ran an die Spitze: Von Oben nach Unten und Außen nach Innen werden die Konkurrenztriebe entfernt. Konkurrenztriebe sind zwei und mehr Zweige, welche aus einer Achse wachsen. Meist sind es drei. Oft wird der Fehler gemacht, dass alle Konkurrenztriebe stehen gelassen werden, aber dann geht die Kraft des Baumes bald nur noch in das Holzwachstum, Früchte können nicht mehr ausgereift oder gar getragen werden. Für uns als Gärtner ist wichtig, dass wir die Auswahl bei dem Konkurrenztrieben treffen und einem den Vorteil geben. Wenn ich einen Fehler über Jahre gemacht habe, dann muss ich als Gärtner mit dem Fehler Leben. Im Nachhinein kann ich nur einen Baum verschlanken, in dem ich einen Leitast auswähle und über Jahre den Konkurrent zurückschneide.
Es wird der Zweig stehen gelassen, welche am stärksten steht und andere Zweige von anderen Leitästen nicht kreuzt oder scheuert. (merkt ihr schon wie kompliziert das ist :-)?) Will ich das Baumwachstum in die Höhe allerdings bremsen, wähle ich den Schwächsten der Konkurrenztriebe aus.
Wichtig: Die Zweige müssen direkt an der Verästelung geschnitten werden mitsamt allen Knospen. Sonst wird der Saft in das Wachstum neuer Verzweigungen geleitet und nicht in das Fruchtwachstum.
Die Spitze eines Zweiges wird NUR beim Äußersten der Leitäste und des Stammes eingekürzt! Das Längenwachstum des gekürzten Zweiges ist damit beendet, er verzweigt sich dann in der nächsten Wachstumsperiode. Diesen Vorgang nennt man Umleiten auf einen neuen Trieb. Nochmals: Das umleiten auf einen neuen Trieb macht man nur an einem Leitast bzw. in dessen Verlängerung.
Mit dieser Vorgehensweise hangelt man sich nach dem Stamm / der Baumspitze an den einzelnen Leitästen entlang. Hat man erst einmal korrekt identifiziert, was ein Leitast ist, wird es gleich um einiges einfacher einen Apfelbaum zu schneiden.
Noch ein Wort zum Quirrlholz: Das sind kleine Verästelungen direkt an den Leitästen mit einem geringen Längenwachstum. diese werden auch Regelmäßig rausgeschnitten bzw. rausgebrochen. Die Wasserschoße hingegen können vereinzelt richtig gezogen ein Ersatz werden für einen Leitast werden. Aber hier geht es schon in die Hohe Kunst des Obstbaum Schnittes. Dafür ist dann noch ein weitere Kurs nötig.
Abschliessend ist zu sagen, dass man sich von Anfang um den richtigen Schnitt eines Baumes kümmern sollte. Dann wird es auch nie so kompliziert wie bei einem Korrekturschnitt. So und jetzt ran an die Schere!