Reife Pflanzerde

Mit guter Pflanzerde steht und fällt alles im Balkon Gemüse Garten – im wahrsten Sinne des Wortes.

Genauso Komplex wie die Beschaffenheit eines gesunden Bodens ist auch der beste Umgang damit. Es ist eine Wissenschaft für sich, eine gute Grundlage für unser Gemüse zu schaffen. Ich versuche hier so kurz wie möglich das Wichtigste zu erklären. Wer nur (m)ein Rezept will, findet es unten.

Wo gibt es Kompost?

Die gute Nachricht: Es gibt Pflanzerde, welche auch mit gutem, ökologischem Gewissen gekauft werden kann. Ich selbst versorge mich bei einer regionalen Kompostanlage mit Blumenerde, Gartenerde und vor allem Kompost. Sucht doch auch in eurer Region nach einer guten Kompostanlage. Erkennbar am RAL Gütezeichen Kompost.

Für alle, die auf Erde auf dem Sack zurück greifen: Kauft bitte torffreie Erde. Der Verzicht auf Torf in Pflanzerden hat einen ökologisch positiven Effekt auf die Moore und dem CO2. Doch der komplette Verzicht auf Torf wirkt sich negativ auf die Wasserspeicherung der Pflanzerde und damit auf das Wachstum der Pflanzen aus. Zumindest bis eine Pflanzerde komplett „aufgebaut“ ist. Hinzu kommt: Die Pflanzenfasern – wie Kokosnuss Fasern – trocknen deutlich schneller aus und verlieren dann komplett die Fähigkeit Wasser zu speichern.

Erde muss reifen

Die gekaufte Erde – gleich ob sie aus einer Kompostanlage stammt oder aus dem Sack – ist eine gute Grundlage, aber noch lange nicht die vollreife Pflanzerde, welche wir alle in unseren Beeten und Pflanzkübeln haben wollen. In der Regel ist sie bereits angedüngt. Bitte Angaben auf dem Sack nachlesen. Aber sie ist zu diesem Zeitpunkt ein quasi totes Trägermaterial für all die guten Zutaten, die verfügbar gemacht werden müssen. Wir müssen die Pflanzerde erst reifen lassen!

Ein Hinweis zum Aufbauen der Pflanzerde: Fangt damit frühzeitig vor der Pflanzung an. Wenn möglich 3 Monate vorher, noch besser im Herbst des Vorjahres. So hat die Erde Zeit zu reifen und die wichtigen Inhaltsstoffen sind von Anfang für die Gemüse Pflanzen verfügbar.

Folgende Zutaten sollten der neuen Pflanzerde zugefügt werden

  • Kompost
  • Milchsaure Bakterien, wie sie beim Fermentieren entstehen
  • Aktivkohle
  • Urgesteinsmehl
  • Humus vom Gartenkompost oder Wurmhumus
  • optional ein Bodenaktivator
Kompost

In einem gesunden Boden im Garten befinden sich neben dem verottetem Pflanzmaterial – welches hier Humus genannt wird – auch viele Kleinstlebewesen und Mikroorganismen. Im Zusammenspiel mit den etwa enthaltenen Mineralien entsteht ein komplexes System, dass den Wurzeln der Pflanzen überhaupt die Möglichkeit gibt Nährstoffe aufzunehmen. Dazu fügen wir der gekauften Pflanzerde Kompost bei.

Kompost ist Träger und Förderer der Bodengesundheit. Durch seinen hohen Gehalt an organischer Substanz fördert er das Bodenleben und die natürliche Humusbildung und damit die Bodenfruchtbarkeit. Das sorgt für eine gute Bodenstruktur und Durchlüftung und erhöht die Wasserspeicherung der Pflanzerde, auch in geringeren Volumen, wie Pflanzkübeln, Containern und Balkonhochbeeten.

Zusätzlich liefert der Kompost düngewirksame Mengen an Phosphor, Kalium, Magnesium und Kalk und spart somit den Einsatz von Düngemitteln, vor allem mineralischer Dünger, welcher dem Boden oft schadet, vor allem in Hochbeeten und Containern. Hier kann es durch das geringere Volumen noch schneller zu einer Überdüngung kommen.

Wurmhumus
Wurmkiste.at
Wurmkiste.at

Den Wurmhumus stelle ich seit diesem Jahr mit der Wurmkiste von Wurmkiste.at her. Ich bin begeistert von der Wurmkiste und dem daraus geernteten Wurmtee bzw. dem Wurmhumus.
Ausführliche Infos rund um den Anbau von Wurmhumus findet ihr im Blogbeitrag Wurmkiste und Wurmtee

 

Mikroorganismen

Die kleinsten im Boden verrichten die wichtigste Arbeit. Sie zersetzen zum Beispiel den organischen Dünger/Kompost – also Pflanzenbestandteile – damit sie überhaupt von den Wurzeln aufgenommen werden können. Es hilft den Karotten nicht, wenn man nur fleißig Blätter und Gras in die Erde arbeitet.  Die darin enthaltenen Nährstoffe müssen erst gelöst werden. Ganz einfach und platt ausgedrückt: Die Mikroorganismen sind ein Teil der „Magensäure“ der Erde. Sie zersetzen das Pflanzenmaterial und lösen die wichtigen Bestandteile.

In der Regel sind keine Mikroorganismen in gekaufter Pflanzerde und Kompost, da hier bei der Kompostierung mit Temperaturen um 70°C gearbeitet wird. Zwischenzeitlich werden in meiner Kompostanlage nach dem Verrottungsprozess Mikroorganismen beigemengt. Das ist aber eine noch seltene Ausnahme.

Ihr selbst könnt der Pflanzenerde auch Mikroorganismen zugeben. Allerdings nicht mit der Lake von Sauerkraut, sie enthält Salz! Keine Ahnung wo diese Mär herkommt. Gute Mikroorganismen Träger sind

  • selbst fermentierter Apfelessig
  • Brottrunk aus dem Reformhaus
  • Bokashi
  • Wurmhumus

Ich verwende gerne meinen selbst angefertigten Apfelessig. Hier kann zum Beispiel auch der Ansatz mit den Apfelschalen verwendet werden. Wenn ich ehrlich bin für mich die beste und einzige Einsatzmöglichkeit von Apfelessig aus Apfelschalen. Wie man das Zeug trinken kann …

Etwas teurer, aber dafür voll mit vielen anderen guten Zutaten ist Bokashi. Grundlage sind auch hier fermentierte Pflanzenteile. Weitere Zusätze beim Bokashi sind Aktivkohle und Urgesteinsmehl.

Pflanzenkohle / Aktivkohle
Pflanzkohle
Pflanzkohle

Pflanzenkohle entsteht, wenn Holz unter hohen Temperaturen und Sauerstoffmangel „ausgast“, dabei aber nicht zur Asche verbrennt. Die Kohle ist sehr poröses, mit einer großen Oberfläche. Im Prinzip wie Grillkohl, nur mit einem höherem Reinheitsgehalt. Jetzt bitte nicht auf die Idee kommen Grillkohle zu verwenden!!

Der große Vorteil von Pflanzenkohle in einer Pflanzerde: Sie erhöht deutlich die Wasser Speicherfähigkeit der Pflanzerde und ist damit mit eine ökologisch bessere Alternative für Torf. Diese Kohle kann bis zu 25% ihres Gewichtes an Wasser aufnehmen. Auch Mineralien und Nährstoffe werden von der Kohle gespeichert.

Kohle kann viele Substanzen speichern, darunter auch Natrium und andere Auch deshalb ist die Pflanzenkohle ein wichtiger Bestandteil der „Terra Preta“. Beispiel: Beim Düngen mit Flüssigdünger bleiben die darin enthaltenen Düngewirkstoffe mit einem Großteil des Wassers im Topf und läuft nicht einfach wieder unten heraus. Im vom Austrocknen bedrohtem Balkongarten ganz wichtig.

Urgesteinsmehl

Es verbessert die Bodenbeschaffenheit und enthält viele Mineralien. Oft ist Urgesteinsmehl auch Bestandteil von Düngern oder dem angebotenem Kompost. Nachlesen oder bei der Kompostanlage nachfragen.

Der im Handel erhältliche Bodenaktivator enthält je nach Marke (fast) alle der aufgeführten Bestandteile. Bitte die Inhaltsstoffe durchlesen und die richtige Dosierung anwenden.

So, nach viel Theorie die Praxis. Wie bereitet Ursula von @gartengarten ihre Pflanzerde vor?

Für die vollreife Pflanzerde vermische ich (1 Teil = 30 l) => 100 l fertige Pflanzerde

  • 2 Teil Pflanzerde 
  • 1 Teil Kompost
  • 1 Hand Urgesteinsmehl
  • 10 l Pflanzenkohle
  • 2 l Wurmhumus, quasi als Impfung

Gut vermengen und darüber eine volle 10 l Gießkanne mit 1 l selbst fermentiertem Apfelessig/Bokashi/aktive Mikroorganismen (9 l Wasser, 1 l Apfelessig)

Ganz wichtig: Mit dieser Mischung maximal zu 2 Drittel den gesamten Pflanztopf bzw. Pflanzcontainer befüllen. Vor allem für die Direktsaat kommt eine 5 cm dicke Schicht „unbehandelte“ Pflanzerde oben auf. Die Saat würde sonst nicht aufgehen. Im Hochbeet wird daraus die zweite Schicht von oben, 10 – 15 cm hoch.

Habt ihr nicht die Zeit oder Möglichkeit die vollreife Pflanzerde Vorfeld zu machen, die Schicht der unbehandelten Pflanzerde etwas höher einfüllen. So wurzeln die Pflanzen erst nach einiger Zeit in das dann hoffentlich reife Kompost-Pflanzenerde Gemisch.