Jedes Jahr lasse ich einige Karottenwurzeln in den Beeten stehen. Das mache ich nicht (nur) aus Faulheit. Mir geht es vor Allem um die Samen der Karotten, denn ich säe oft seltene Sorten aus. Deren Saatgut ist schwer zu bekommen. Wenn ich sie selber vermehre, habe ich immer genügend Samen zur Verfügung.
Wunderschöner Nebeneffekt sind die weißen und zartrosa Blütendolden im Gemüsebeet. Karottenpflanzen können bis zu 150 cm hoch werden und sind schier übervoll mit kleinen Blüten. Sie eignen sich auch als Zierde in jedem Blumenbeet. Eine Vielzahl an Insekten finden sich dann hier ein. Zusammen mit den Winterheckenzwiebeln sind sie die Nektarquelle Nummer 1 bei mir im Frühsommer.
Doldenblütler sind auch die Futterpflanze von Schmetterlingsraupen. Der „Schwalbenschwanz“ ist zwingend auf sie angewiesen. Weitere Doldenblütler sind Dill und Fenchel. In den letzten Jahren hat sich leider keine dieser Raupen mehr auf meinen Karotten eingefunden. Das Problem: Ich bin eine isolierte Insel der Blüten. Wenn sich kein Schmetterling oder auch andere, seltene Insekten hierher verirren, „sterben“ sie in meinem wilden Hausgarten aus. Wer lässt schon diese Gemüsesorten in seinem Beet aufblühen? In einem „ordentlichen“ Beet, welches nur auf Ertrag ausgerichtet ist – schwierig.
Zurück zu den Samen. Im Herbst konnte ich viele der Samenstände ernten und trocknen. Jetzt, Mitte März, können bereits in ein Frühbeet, Hochbeet oder Kübel mit Haube, Karotten eingesät werden. Doch sind die Samen überhaupt Keimfähig?
Um das heraus zu finden, gibt es einen einfachen Test. Einige der Karottensamen werden zusammen mit ein wenig Wasser in ein Glas mit Schraubverschluss gegeben. Das Glas ein paar Mal schwenken und dann an ein Fenster stellen. Direkte Sonneneinstrahlung vermeiden.
Spätestens nach 14 Tagen sollten sich bei der Mehrheit der Samen eine grüne Triebspitze zeigen. Dann kann man sich sicher sein, dass die Aussaat auch erfolgreich sein wird. Die gekeimten Samen können in einem Brei aus Speisestärke ins Beet gespritzt werden. Das soll auch den Ertrag steigern. Mir ist diesmal der Aufwand zu hoch, für die kurze Reihe kann auch einfach so ausgesät werden.
Wichtig ist jetzt – wie bei jeder Karotten Aussaat – die Erde bis zur Keimung unbedingt feucht zu halten. Die kleinen, feinen Samen der Karotten trocknen leider allzu leicht aus und keimen dann nicht mehr. Das ist auch der Hauptgrund, warum die Ernte der Karotten in den letzten Jahren nur bedingt gut war. Zum Glück stehen hier die Chancen in diesem Jahr bei uns etwas besser. Die Erde ist feuchter als die letzten Jahre.
Noch ein Tipp: Sät im Abstand von Rund zwei Wochen immer wieder eine kurze Reihe Karotten ein. Dann könnt ihr auch über einen längeren Zeitraum ernten. Ich säe heute noch die Sorte „Manu“ im Balkon Gemüse Garten aus. Das ist eine sehr lange Karottensorte. Der Topf muss also entsprechend tief sein. Ins Beet säe ich diese Sorte nicht. Dort wird sie nur von den Mäusen angefressen und dafür ist sie mir zu Schade.